Kärnten: Straßenkampf der Milliardärinnen
Die Wogen rund um die geplante Verlegung der Wörthersee-Süduferstraße in Dellach bei Maria Wörth zugunsten der Familie Flick gehen hoch. Und zwar so hoch, dass sich die beiden Milliardärswitwen Ingrid Flick, 52, und Heidi Horten,71, bildlich gesprochen in die Haare geraten sind.
Wie berichtet, wurde im Juli in der Regierung einstimmig der "Lückenschluss" des Radweges am Wörthersee-Südufer abgenickt: knapp 900 Meter bei noch fehlenden 9,5 Kilometern. Nutznießer ist laut Landeshauptmann Gerhard Dörfler die Bevölkerung: "Ein Glück für das Land: Wir bekommen auf Kosten der Familie Flick Radweg und öffentlichen Seezugang."
Die Familie Flick hat – neben Kosten von rund sechs Millionen Euro – aber auch einen erheblichen Nutzen: Die Landesstraße, die ihr Grundstück in Maria Wörth derzeit auf 865 Metern Länge durchschneidet, wird zur Privatstraße, das Areal dadurch immens aufgewertet. Denn von den 14.000 Quadratmetern des ehemaligen "Wasserübungsplatzes" des Bundesheeres befinden sich nur 1300 direkt am Wörthersee, die restliche Fläche liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Landesstraße.
Aufgewertet würde auch das auf der anderen Straßenseite liegende Grundstück von Ex-Hypo-Chef Tilo Berlin (Flick war bei dessen Hypo-Vorzugsaktiendeal dabei) und von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch.
Protest
Die Pensionistin Erika Hochegger, 73, hat auf eigene Faust schon an die 1500 Unterschriften gesammelt: "Die Regierung hat die Bevölkerung zu vertreten und nicht Einzelpersonen. Die neue Trasse befindet sich in einem steilen Waldstück, Eingriffe in Landschaftsschutz- und Quellgebiet sind damit verbunden."
"Normale Bürger" sollen nicht vertrieben werden: "Auch wir haben ein Recht auf den See. Warum müssen wir ausweichen? Das Spiel mit Macht und Geld muss ein Ende haben. Wir wollen die Straße behalten, wie sie ist", sagt Hochegger.
Als prominenteste Unterstützerin des Anliegens hat Heidi Horten ihre Unterschrift geleistet. Sie hat ihren Besitz in Sekirn, rund fünf Kilometer entfernt. Hochegger: "Frau Horten ist nicht direkt betroffen, aber sie ist auf unserer Seite."
Die Bevölkerung werde keineswegs vom See vertrieben, führt die Familie Flick ins Treffen. Schon bisher habe es in diesem Straßenabschnitt in Maria Wörth keinen direkten Blick auf den See gegeben.
Bereits beim Privatsitz der Familie Flick in der Nachbargemeinde Schiefling/See wurde vor Jahren eine Landesstraße verlegt. Bürgermeister Valentin Happe erinnert sich: "Das Land wollte aus Sicherheitsgründen die Verlegung eines Teilstücks der Landesstraße, das durch das Grundstück des damaligen Besitzers Leo Kirch (deutscher Medienunternehmer) führte. Kirch lehnte dies aber ab. Die Familie Flick als neuer Eigentümer war dann einverstanden, dass die Trasse um etwa 15 Meter nach Süden und damit von ihrem Grundstück weg wandert."
Nur 5 Verlegungen in 15 Jahren
Die künftige Trasse soll rund 100 Meter weiter weg vom See verlaufen, Radfahrer und Fußgänger würden bergauf und durch einen knapp 170 Meter langen Tunnel geführt werden. Dafür soll eine Aussichtsplattform errichtet werden. Weiters werden 30 Meter Uferlänge aus dem Flick’schen Besitz für einen Badeplatz öffentlich zugänglich gemacht.
Laut Volker Bidmon, Leiter der Straßenbauabteilung des Landes, habe es in den vergangenen 15 Jahren maximal fünf "echte" Straßenverlegungen gegeben – für Hotelprojekte, Private und Hofdurchfahrten. Für das Flick-Projekt gelten dieselben Spielregeln wie für die anderen auch, versichert Bidmon: "100 Prozent Kostenübernahme durch den Verursacher, die Möglichkeit eines öffentlichen Seezugangs, Bau des Radwegs und ein Wertausgleich für die bestehende Straße." Das Vorhaben werde jedenfalls ernsthaft geprüft.
Eine Informationsveranstaltung für die Anrainer hat erst viele Wochen nach dem Regierungsbeschluss stattgefunden. Bidmon: "Wir sind in persönlichem Kontakt mit den Anrainern und auch mit der Bürgerinitiative. Auch der Gemeinde wurde das Projekt schon präsentiert. Wenn es geht, ist es okay, wenn nicht, dann nicht." Mittlerweile werde schon überlegt, Radfahrer und Fußgänger nicht mehr durch einen Tunnel zu schicken.
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