Chronik/Österreich

Jetzt hat auch die Steiermark ein kleines "Watergate"

"Gehässigkeit. Oder ein Lausbubenstückerl, man weiß es nicht“, überlegt Josef Koderhold: Der Vorsitzende der SPÖ im oststeirischen Vorau grübelt seit Tagen, wer denn einen Grund gehabt haben könnte, in das Parteibüro einzubrechen? Und sich die örtliche SPÖ-Mitgliederlisten sowie die Protokolle des Kontrollausschusses des Gemeinderates anzuschauen, wenn nicht gar zu fotografieren, wie die Polizei vermutet?

Koderhold bestätigt am Mittwoch einen Bericht der Kleinen Zeitung, wonach zwischen dem 29. März und dem 5. April in das Büro der Partei eingebrochen wurde. Genauer lässt sich der Zeitpunkt nicht festmachen, das lokale SPÖ-Büro ist nur an Freitagen besetzt.

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Ein SPÖ-Gemeinderat entdeckte den Coup vergangenen Freitag und alarmierte die Polizei, als er die ausgebreiteten Akten auf einem Tisch sah. Im Ort wird der Einbruch rasch zum Tagesthema, auch durch mediale Anspielung auf die US-„Watergate“-Affäre in den 1970er Jahren.

Fußspuren, keine Fingerabdrücke

Die Polizei entdeckte Fußspuren von zwei Tätern im Büro, aber keine Fingerabdrücke. Videoüberwachung gibt es dort keine. Die Einbrecher sind durch ein Fenster eingestiegen, das gekippt war und von ihnen ausgehebelt wurde. „Es ist ein kleines Fenster“, beschreibt der SPÖ-Ortschef. „Wenn man nicht dick ist, kommt man da vielleicht durch.“

Die Täter hatten es scheinbar tatsächlich nur auf die Akten abgesehen. Zwei Laptops und Mobiltelefone, die auf Schreibtischen lagen, ließen sie zurück. Das Motiv dafür ist ein Mysterium, denn in Vorau gäbe es zur Zeit kein politisch heißes und kontroversiell diskutiertes Thema, betont Koderhold. Er erinnert allerdings daran, dass schon mehrmals Hakenkreuze an das Büro geritzt wurden, speziell über Aufkleber der Sozialistischen Jugend. „Das ist ungemütlich, aber wir haben die Pickerl halt ersetzt.“

Gutscheine

Die Handkasse ließen die Täter aber mitgehen, darin befanden sich etwas Bargeld und Gutscheine für diverse Geschäfte in Vorau. „Wir haben schon die Firmen kontaktiert, dass sie aufpassen, wenn die jemand einlöst“, betont Koderhold.