"Illegales" Lamm muss jetzt einen Monat lang in Quarantäne
Der Einsatz war nicht alltäglich, am späten Donnerstagabend wurde der Tierschutzhof Pfotenhilfe vom Salzburger Tiertransportinspektor wegen eines Lammes in einem Auto zu Hilfe gerufen.
Der Fahrer konnte weder Transportpapiere noch Gesundheitsbescheinigungen vorweisen. Das etwa sechs Wochen alte Tier unbekannter Herkunft - da ohne Ohrmarken - muss jedenfalls 30 Tage in Quarantäne.
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Pfotenhilfe-Mitarbeiter Jürgen Stadler traf am Ende der Sackgasse Hans-Prodinger-Straße auf den Halter, der in Anwesenheit zweier Polizisten das Lamm an ihn übergab und von diversen Nährstoffmängeln aufgrund fehlender Muttermilch berichtete. Nach einer emotionalen Szene, bei der sich die Tochter auch noch kurz hinter den Einsatzwagen auf die Straße setzte, konnte Stadler schließlich zurückschieben und losfahren.
Tierschützer als Ersatzmama
Er fuhr direkt nach Hause, da das Lamm namens "Chili" von früh bis spät mit Ersatzmilch aus dem Fläschchen gefüttert werden muss. Seitdem läuft Chili Stadler auf Schritt und Tritt lautstark nach. "Es ist wirklich herzzerreißend, sie ist so lieb und anhänglich, sowas ist mir in meinen 30 Jahren als Tierschützer auch noch nicht passiert", zeigt sich Stadler sichtlich berührt.
Eine Folge von Nährstoffmangel dürften einige kahle Stellen im Fell sein. Chili wird von einem auf Schafe spezialisierten Tierarzt betreut. Auch Blutproben werden entnommen, da jetzt umfangreiche Gesundheitstests nachgeholt werden müssen, um eine Seuchengefahr auszuschließen. Die Behörden sind hier sehr genau, da in der EU unter anderem immer noch Fälle von Scrapie (wie BSE bei Rindern, Anmerkung) auftreten.
"Kroatien, von wo Chili durch die Berliner Urlauberfamilie angeblich mitgenommen wurde, gilt zwar laut aktuellem EFSA-Bericht als Scrapie-frei, aber man will auf Nummer sicher gehen, da laut Behörde im Falle eines tatsächlichen Ausbruchs nicht nur Chili sondern auch alle Schafe eingeschläfert werden müssten, mit denen sie jemals in Berührung kommt", sagt Stadler.
Dass ein Weitertransport durch den Halter nach Berlin überhaupt in Frage kommt, ist eher unwahrscheinlich, da dafür nicht nur amtliche Transportpapiere aus dem Herkunftsland sondern auch kroatische Ohrmarken aus dem Zuchtbetrieb eingezogen werden müssten.
Quarantäne, Futter und Tierarzt werden jedenfalls sehr kostenintensiv, da seuchensichere, abgesonderte Rund-um-die-Uhr-Einzelbetreuung erforderlich ist. Die Kosten müsse laut Pfotenhilfe der Halter übernehmen, außer er verzichte auf das Lamm, dann sei ab einem bestimmten Zeitpunkt nichts mehr zu bezahlen.