Hürden für türkische Geschäftsleute
Von Josef Gebhard
Ali Gökhan, Managing Director von Julius Meinl Türkei, muss regelmäßig Mitarbeiter für Schulungen nach Österreich schicken. "Leider ist es aber sehr schwer, für sie ein Visum zu bekommen. Oft wird nur eine Einreise-Erlaubnis für einen kurzen Zeitraum bewilligt", klagt er.
Kein Einzelfall: Die heimischen Konsulate gehen derzeit überaus restriktiv mit entsprechenden Anträgen um. Viele türkische Geschäftsleute warten Monate auf ein beantragtes Ein-Jahres-Visum, um dann lediglich eines für drei Monate zu bekommen. Untragbar für Personen, die regelmäßig in Österreich geschäftlich zu tun haben. Was für besonderen Ärger sorgt: Häufig müssen sie bei ihrem Antrag einen Kontoauszug samt Unterschrift des Bankdirektors abgeben. Geschäftsleute aus Russland, China oder Indien stehen vor ähnlichen Hürden. Es kommt sogar vor, dass Geschäftsreisende in Frankreich oder Deutschland ein Schengen-Visum beantragen, um damit rascher und unkomplizierter nach Österreich zu gelangen.
"Es ist nicht einzusehen, dass Geschäftsleute in einen Topf mit Wirtschaftsflüchtlingen geworfen werden", kritisiert der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, Walter Ruck. Er führte eine Wirtschaftsdelegation an, die kürzlich in der Türkei zu Gast war. Ruck ist in dieser Causa bereits mit Außenminister Sebastian Kurz in Kontakt getreten. Weitere Gespräche mit den zuständigen Behörden sollen folgen. "Es geht nicht um eine Gesetzesänderung. Es würde schon reichen, wenn die Konsulate ihren Ermessensspielraum ausnützen."
Schließlich ist die Türkei ein enorm wichtiger Wirtschaftspartner. Jahr für Jahr importiert das boomende Land am Bosporus Waren und Güter aus Österreich im Wert von 1,2 Milliarden Euro. Ähnlich hoch sind die Exporte.
Abkommen
Mit seinem Amtskollegen Salih Bezci von der Handelskammer Ankara hat Ruck ein Kooperationsabkommen unterzeichnet, um die wirtschaftlichen Beziehungen weiter auszubauen. Ruck: "Große heimische Konzerne wie OMV oder die voestalpine sind schon sehr stark in der Türkei vertreten. Jetzt geht es darum, dass dort auch mittelgroße Firmen investieren."