Chronik/Österreich

Hubschrauber-Einsatz gegen Gelsen-Plage

Vier Mal musste der Hubschrauber bereits über der March und Thaya ausfliegen. „Solche Extreme hatten wir noch nie. Es ist eine Ausnahmesituation“, sagt Wolfgang Gaida (SPÖ), Bürgermeister von Hohenau an der March (Bezirk Gänserndorf, NÖ). Bei den Flügen werden Gelsenlarven bekämpft.

Aufgrund der enormen Niederschlagsmengen im Mai und den warmen Temperaturen in den vergangenen Tagen wird befürchtet, dass es dieses Jahr besonders viele Gelsen – und damit auch Virusinfektionen – geben wird. „Ich arbeite seit neun Jahren mit an dem Projekt, aber so eine extreme Situation habe ich noch nie gesehen“, sagt Biologe Hans Jerrentrup.

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Neun Gemeinden entlang der Flüsse haben sich zusammengeschlossen, um eine Lösung für die Gelsenplage zu finden. „Wir waren sehr eingeschränkt in unserer Lebensqualität. Man konnte sich nicht draußen aufhalten. Kinderwägen mussten eingepackt werden, weil die Babys sonst komplett zerstochen worden wären“, erzählt Gaida.

2012 begannen die Gemeinden dann mit der biologischen Bekämpfung der Larven. „Ein gewisser Eiweißstoff ist verantwortlich, dass Gelsen sterben. In Form von Granulat werfen wir es zielgenau auf die Brutstätten ab. Die Larven fressen die Substanz und sterben daran“, erklärt Jerrentrup. Andere Organismen seien davon nicht betroffen. Wirksam ist die Methode aber nur, solange es sich um Larven handelt.

"Unaufhörliche Niederschläge im Mai"

„Das Schlimme waren die unaufhörlichen Niederschläge im Mai“, schildert Gaida. „In Hohenau hatten wir im Mai 2018 Regen von 52 Millilitern pro Quadratmeter, 2017 waren es 38, aber heuer 127“, fährt er fort. Dementsprechend hätten sich Brutstätten über mehrere Kilometer bilden können. Gelsen legen ihre Eier im feuchten Boden ab. Bei Hochwasser entwickeln sich dann Larven daraus. „Auf einem Hektar kann es eine Milliarde Larven geben. Das sind gigantische Mengen“, sagt Jerrentrup.

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Zum Vergleich: Im Vorjahr kam der Hubschrauber nur einmal zum Einsatz. 2018 wurde auch nur eine Palette des Granulats benötigt, dieses Jahr waren es bereits zehn. „Aber wir sind durch die allergrößten Anstrengungen einstweilen Herr der Lage geworden“, sagt Gaida. Freiwillige würden weiterhin mit Spritzen in die Auen ausrücken. Denn die Hubschraubereinsätze sind teuer und die Gemeinden müssen selbst dafür aufkommen.

Virusinfektionen

„Das nasse Wetter im Mai lässt befürchten dass wir heuer vermehrt mit Gelsen rechnen müssen und damit möglicherweise auch mit durch Gelsen übertragene Virusinfektionen“, sagt Norbert Nowotny, Virologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Bereits im Vorjahr hatten wir so viele West-Nil- und Usutu-Virus-Infektionen wie noch nie zuvor“, fährt er fort. Dies seien die zwei wesentlichsten Virusinfektionen, die durch Stechmücken in Österreich übertragen werden.

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Die Asiatische Buschmücke, die Überträgerin des West-Nil-Virus, das bei Menschen zu Gehirnentzündungen führen kann, ist laut Gelsenexperte Bernhard Seidel bereits in ganz Österreich ausgebreitet. Auch die Asiatische Tigermücke wurde bereits in Österreich gesichtet. Sie gilt als Überträgerin von  Dengue- oder Gelbfieber. Durch die steigenden Temperaturen könnte sie bald dauerhaft  hier bleiben und die Übertragung der Krankheiten ermöglichen.

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Nachgewiesen ist bereits das Vorkommen der Fiebergelse, wie Jerrentrup erklärt. Sie überträgt Malaria. „Es gibt die theoretische Möglichkeit, dass Malaria übertragen werden kann. Aber ich glaube, das österreichische Gesundheitssystem ist so gut, dass es keine Gefahr für eine größere Anzahl von Menschen ist“, sagt er.