Hitzewelle: Badeseen wärmen sich rasant auf
Noch ist die Hitzewelle nicht vorbei. Die ersten 37 Grad des Jahres - eventuell je nach Prognose gar ein bisschen mehr - kommen erst. Speziell im Osten Österreichs darf man sich am Samstag auf Temperaturhöhenflüge freuen, ehe sich kommende Woche dann wieder juni-typische 25 bis 27 Grad einstellen werden.
Doch nicht nur die Luft ist heißer als in einem gewöhnlichen Juni. Auch viele Badeseen und -teiche haben sich nach dem zu kalten Mai erstaunlich schnell auf Badewannentemperatur aufgeheizt. Am Donnerstag hatte der Neusiedler See im Burgenland 25 Grad, der Klopeiner See und Wörthersee in Kärnten je 24 Grad, 23 Grad waren es in der Alten Donau in Wien - Erfrischung fühlt sich anders an.
„Die Wassertemperatur korreliert mit der Lufttemperatur. Nach dem raschen Wechsel von zu kühlem Vormonat auf die erste Hitzewelle beginnt sich die Oberfläche der Seen, an die Luft anzupassen“, erläutert Reinhold Godina vom Hydrografischen Dienst im Umweltministerium. Allerdings gibt es in der Seenlandschaft deutliche Unterschiede: Je tiefer ein See, desto mehr durchmischen sich die Wassermassen. Ein See wird dadurch kühler. Das trifft vielfach auf Gewässer im Bergland zu, die nicht nur wegen der geografisch höheren Lage derzeit noch für Gänsehaut beim Schwimmer sorgen können: Der Altausseer See in der Obersteiermark hat derzeit noch zarte 14 Grad.
Pegelstände noch gut
Der Wasserqualität machen die ersten 35 Grad plus des Jahres aber noch nicht zu schaffen, auch den Fischen nicht. „Die wechseln einfach in tiefere Zonen“, beschreibt Godina. Für die Fischbestände und Gewässer per se sind Hitzephasen derzeit noch kein Problem. Die Pegelstände sind vorläufig in Ordnung, zumindest im Westen dank des vielen Schnees im Jänner. Mit andauernder Hitze und ausbleibenden Niederschlägen im Lauf des gerade erst beginnenden Sommers könnte sich das freilich ändern. Als Erstes würden dies jedoch die Besitzer kleiner Fischteiche merken, weniger die Gäste in Badeorten: Mehr Algenbildung und damit weniger Sauerstoff im Wasser könnten Schwierigkeiten machen.
Halten solche Trockenperioden jedoch an, könnte das Problem auch auf die großen Seen überschwappen: Vermehrte Algenbildung an Ufern würde Badegäste vergrämen und Fischen einen Teil ihres Platzes nehmen. Trocknen Ufer zusätzlich aus, fehlt Jungtieren seichtes Wasser, um sich zu verstecken. „Der Klimawandel zeigt sich überall“, kommentiert Hydrologe Godina. Innerhalb von zehn Jahren nahmen die Hitzetage zu, es gab um zehn Prozent mehr Verdunstung. Das spürt der Badegast dann im gar nicht mehr so kühlen Nass: Die heimischen Seen erwärmten sich innerhalb von 60 Jahren deutlich. „Das Niveau hat sich erhöht und wird weiter steigen“, befürchtet der Experte.
Bis zu 2,5 Grad mehr
Die Hydrografie hat die Messdaten von sechs Seen verglichen und in zwei Hälften geteilt: 1951 bis 1985, einer Zeit, die vom Klimawandel noch nicht so stark beeinflusst war, sowie 1986 bis 2016. Das Ergebnis sei eindeutig, betont Godina: Monatlich gerechnet wurden die einzelnen Seen ab 1986 bis zu 2,5 Grad wärmer.
Fischereiverbände schauen mit Unbehagen auf diese Entwicklung. Wärmere Seen bedeuten weniger Sauerstoff auch in tieferen Wasserschichten der Lebensraum für Fische schrumpft.