Chronik/Österreich

Grenzstaus schrecken Tages-Skigäste ab

Endlich Schnee. Der Tourismus atmet auf und hofft, dass sich der schwache Saisonstart noch aufholen lässt. Doch in den Skiregionen im Grenzraum zu Bayern kann auch Frau Holle die Sorgenfalten nicht wegzaubern. Die Befürchtungen, die dort vor dem Winter kursierten und vorübergehend von akutem Schneemangel überdeckt wurden, haben sich nun bestätigt: Die Staus, die Bayern bei der Rückfahrt von Salzburg oder Tirol nach Deutschland erwarten, schrecken die Tagesgäste aus dem Nachbarland ab.

Um die Hälfte weniger

"Wir spüren das brutal und haben um die Hälfte weniger Tagesgäste. Auf die sind wir aber angewiesen", sagt etwa Peter Wettengl vom kleinen Familienskigebiet Werfenweng im Pongau. Allein mit den Touristen, die im Ort untergebracht werden können, finden die Bergbahnen nicht ihr wirtschaftliches Auslangen. 50 Prozent der Skifahrer kommen nur für jeweils einen Tag. "Aber die stehen jetzt beim Heimfahren bis zu drei Stunden im Stau", wundert Wettengl das Ausbleiben dieser Gäste nicht.

Auf Salzburger Seite ist der Kontrollpunkt auf der Autobahn über den Walserberg der große Staufaktor. Der sorgt auch im benachbarten Berchtesgadener Land zusehends für schlechte Stimmung. "Die kilometerlangen Staus auf der Autobahn sind ein großes Ärgernis und eine enorme Belastung für alle, die im Stau stehen, aber auch für die heimische Wirtschaft, die in hohem Maße auf Kunden und Gäste aus dem benachbarten Österreich angewiesen ist", schreibt Georg Grabner (CSU), Landrat der Region, an Deutschlands Innenminister Thomas de Maizière (CDU).

Grabner zeichnet ein düsteres Bild: Umsatzeinbrüche im Handel und bei gastronomischen Betrieben bis zur Kündigung von Mitarbeitern seien die Folge der Grenzkontrollen. Die befürwortet der Bayer zwar prinzipiell, kritisiert aber, das sie zu langsam abgewickelt werden.

Als Entgegenkommen an den österreichischen Wintertourismus hat die deutsche Bundespolizei zwar zugesichert, an den Grenzen zu Salzburg und Tirol bei Bedarf von einspurigen auf zweispurige Kontrollen umzuschalten. Mit der Landespolizeidirektion Salzburg ist vereinbart, dass eine zweite Spur am Walserberg öffnet, sobald die Wartezeit 45 Minuten überschreitet. Das verhindert aber nur den Super-Stau. "Die Situation ist nicht akzeptabel", sagt Grabner zum KURIER und fordert, dass zu Hauptverkehrszeiten immer zwei Spuren offen sein müssen.

Verschärfte Situation

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Ähnlich verhält es sich in Tirol. Dort gilt beim Grenzübergang Kufstein/Kiefersfelden: Wird der Stau Richtung Bayern länger als fünf Kilometer, geht hier ebenfalls eine zweite Spur auf. "Mit Wartezeiten von 30 bis 40 Minuten ist aber immer zu rechnen", sagt Markus Widmann, Leiter der Verkehrsabteilung der Tiroler Polizei.

Die Kontrollen verschärfen die Lage an Winter-Samstagen, an denen der Urlauber-Schichtwechsel schon immer für Blechlawinen sorgte – mit bis zu 30 Kilometer langen Staus Richtung Deutschland.

Am morgigen Samstag kommen auch noch die Besucher des Hahnenkammrennens dazu. Die Region zwischen Kufstein und Kitzbühel, wo das Ski-Rennwochenende heute startet, ist ebenfalls stark auf die bayerischen Tagesgäste angewiesen. Deren Zahl ist im heurigen Jänner in der Skiwelt Wilder Kaiser um fast die Hälfte eingebrochen, erzählt Geschäftsführer Walter Eisenmann. Er führt das zwar in erster Linie auf die lange Zeit alles andere als winterlichen Witterungsverhältnisse zurück: "Da war beim bayerischen Gast einfach kein Feeling da. Aber die Grenzkontrollen haben sicher mitgespielt."

Welchen Effekt die Checks tatsächlich haben, wird sich am kommenden Wochenende zeigen. "Da müssten wir eigentlich das erste Mal richtig großen Andrang haben", sagt Eisendle. "Aber wir befürchten, dass die Kontrollen negative Auswirkungen haben werden."