Gondelunglück in Tirol: 6 Opfer, 49-Jähriger in Lebensgefahr
Von Christian Willim
Die mit 4 Personen besetzte Gondel ist Dienstagvormittag bei der Acherkogelbahn im Skigebiet Hochoetz im Tiroler Ötztal abgestürzt. Alle vier Personen darin wurden schwer verletzt, sagte eine Polizeisprecherin. Am späten Nachmittag erhöhte sich die Zahl der Verletzten auf zumindest 6, da sich auch zwei Personen aus der Gondel vor der abgestürtzen Kabine meldeten - ein deutsches Ehepaar.
Laut bisherigen Informationen war ein umgestürzter Baum auf das Tragseil gefallen, woraufhin die Gondel um 10.22 Uhr in die Tiefe stürzte. Und zwar laut bisherigen Informationen aus etwa sieben Metern Höhe - bei weitem nicht der höchste Punkt der Trasse.
Rettungskräfte waren an Ort und Stelle. "Die Bergung ist inzwischen abgeschlossen", erklärte Michaela Burger von den Bergbahnen Hochoetz Dienstagmittag gegenüber dem KURIER. "Es sind drei Personen schwer verletzt worden, eine weitere befindet sich in kritischem Zustand."
Die Verletzten wurden mit Hubschraubern in die Spitäler Zams und Innsbruck geflogen. "Ein Person ist lebensbedrohlich verletzt", bestätigte Johannes Schwamberger, Sprecher der Tirol Kliniken. Am Für die Rettungskräfte gestaltete sich der Bergungseinsatz aufgrund des extrem steilen und schwer zugänglichen Geländes äußerst schwierig.
Dänische Familie abgestürzt
Die Identität der Schwerverletzten ist inzwischen gesichert. "Es sind dänische Staatsbürger", erklärt Hubert Juen, der Bezirkspolizeikommandant von Imst. Es handelt es sich bei den Unfallopfern um ein Brüderpaar und die beiden erwachsenen Kinder von einem der Männer. "Der Papa ist 49 Jahre alt, seine Tochter 19 und sein Sohn 20 Jahre alt." Der zweite Mann ist 46 Jahre alt. Wie am Abend bekannt wurde, handelt es sich bei der lebensgefährlich verletzten Person um den 49-jährigen Vater. Er wird in der Innsbrucker Klinik intensivmedizinisch versorgt.
Im Zuge der Erhebungen hat sich herausgestellt, dass bei dem Unglück noch zwei weitere Personen verletzt wurden. Sie waren laut Juen in der Gondel von der abgestürzten Kabine unterwegs, die zwar nicht in die Tiefe gerissen wurde. Die Insassen könnten aber aufgrund der Seilschwingungen verletzt worden sein. "Es ist ein deutsches Ehepaar, das derart unter Schock steht, dass es noch nicht befragt werden konnte."
Es handelt sich um einen 62-jährigen Mann und seine 58-jährige Frau.
Die Flugpolizei hat Fotos aufgenommen, auf denen die abgestürzte Gondel zu sehen ist:
Alpinpolizei und Seilbahnbehörde waren vor Ort und nahmen die Ermittlungen auf. Es werde geprüft, ob es einen strafrechtlichen Sachverhalt gibt, so Juen. "Das kann man aber eher ausschließen. Es gab keinen technischen Defekt und es gibt auch keine Hinweise auf menschliches Fehlverhalten."
Rätselraten über Ursache
Laut Burger, die von einem "dramatischen" Unglück sprach, sind mehrere Bäume in die Seilbahntrasse gestürzt. Dennoch sei es eigentlich "höchst unwahrscheinlich", das in so einem Fall ein Gondel abstürzt. "Es müssen Sachverständige klären, wie das überhaupt passieren konnte", sagt sie.
Hansjörg Falkner, Bürgermeister von Oetz und Aufsichtsrat der Bergbahnen, bei denen seine Gemeinde einer der Hauptgesellschafter ist geht von einer "Verkettung von unglücklichen Umständen aus."
Bei der täglichen Routinefahrt vor Betriebsstart sei sichergestellt gewesen, dass keine Bäume in der Trasse waren, so Burger. Laut Bezirkspolizeikommandant Juen ist davon auszugehen, dass "ein Baum oder Äste direkt die Halterung getroffen haben, an der die Gondel befestigt war. Sonst ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich die löst.
In der Acherkogelbahn sind etwa 60 Gondeln im Umlauf, bis auf die betroffene Kabine sollen alle anderen am Tragseil geblieben sein. Im Skigebiet habe aufgrund der Kälte "moderater Betrieb" geherrscht, als der Unfall passierte. "Wir haben die Bahn sofort abgestellt", so Burger.
Die Skigäste, die sich in den anderen Gondeln befanden, konnten "langsam und sehr vorsichtig" mit der Seilbahn in die Station gefahren werden. Fraglich ist vorerst auch, warum die Bäume in die Trasse gestürtzt sind. Es sei jedenfalls nicht windig gewesen.
Die weiteren Gäste wurden über die Lautsprecheranlagen der Bahn informiert und befanden sich mittlerweile am Berg oder wieder im Tal. Sie wurden in einen anderen Teil des Skigebiets nach Ochsengarten umgeleitet - zum Teil auch mit Bussen.
Die Bergbahnen Hochoetz sind unter anderem im Besitz der Gemeinde Oetz, die am Eingang des Ötztals mit seinen bekannten Skiorten Sölden und Obergurgl liegt.
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