Chronik/Österreich

Giftpilze: Experte mahnt zur Vorsicht

Sobald die Witterung im Sommer heiß und feucht ist, zieht es die Schwammerlsucher wieder in die Wälder. Wenn die Jagd auf Steinpilz, Eierschwammerl und Parasol eröffnet ist, sind die Dienste von Thomas Rücker gefragt. „Das Interesse für Schwammerl ist riesengroß“, sagt Rücker. Der studierte Biologe ist Pilzexperte – fachlich korrekt: Mykologe – im Haus der Natur in Salzburg. Dort bietet er jeden Montag (bis 23. Oktober, jeweils von 15 bis 17 Uhr) seine kostenlosen Dienste als Pilzberater an. Bis zu 300 Menschen nehmen diesen Service jeden Sommer in Anspruch.

Denn: Wer sich nicht sicher ist, ob das im Wald Gesammelte statt des vermuteten Frauentäublings nicht doch ein tödlicher Grüner Knollenblätterpilz ist, sollte besser den Rat eines Experten einholen. „Ich sage immer: Zuerst fragen, dann essen ist g’scheit. Umgekehrt ist keine gute Kombination“, meint Rücker. „Mut zum Risiko ist bei Pilzen fehl am Platz.“

Hochverderbliche Lebensmittel

Rücker musste im Zuge der Pilzberatung schon einige Knollenblätterpilze aus dem Verkehr ziehen. „Wir konfiszieren in so einem Fall alles.“ Der Großteil der Sammler komme aber ohnehin mit Pilzen, deren Doppelgänger harmloser sind, als jene des Frauentäublings. „80 Prozent der Leute bringen Herrenpilze (werden auch als Steinpilze bezeichnet, Anm.), Eierschwammerl und Parasole. Champignons kaufen die meisten im Geschäft“, sagt Rücker. „Beim Herrenpilz gibt es nur eine Verwechslungsgefahr mit dem Gallenröhrling. Aber der ist, wie sein Name sagt, gallbitter. Den würde niemand essen.“ Ähnliches gelte für das Karbolchampignon, das nach stark Reinigungsmitteln rieche, so der Fachmann.

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Verlässliche Zahlen zu Pilzvergiftungen in Österreich gibt es nicht. „Die allermeisten Pilzvergiftungen sind eigentlich Lebensmittelvergiftungen, weil die Pilze beim Verzehr bereits verdorben waren“, so Rücker. „Pilze sind hochverderbliche Lebensmittel und so muss man sie auch behandeln.“ Der Experte rät dazu, Schwammerl binnen eines Tages zu verkochen. Auch vom rohen Verzehr rät er dringend ab: Selbst einige Speisepilze wie der Parasol enthalten sogenannte thermolabile Gifte – diese entweichen erst, wenn der Pilz lange genug erhitzt worden ist. Beim Parasol empfiehlt der Mykologe, diesen mindestens zehn Minuten zu braten.

„Magic Mushrooms“

Die Suche nach Pilzen muss nicht immer kulinarische Ziele verfolgen. Rücker fällt dazu ein besonders tragischer Fall aus den letzten Jahren ein. Vier Jugendliche waren damals mit Beschwerden ins Spital gebracht worden. Wie sich später herausstellte, hatten die Burschen anstatt halluzinogener Pilze, die auch als „Magic Mushrooms“ bekannt sind, einen Giftpilz erwischt. Einem 14-Jährigen habe damals eine Niere transplantiert werden müssen, erinnert sich Rücker.

Bevor es soweit kommt, bieten Auskunftsstellen in ganz Österreich ihre Hilfe an. Informationen zur Pilzberatung in den Bundesländern stellt die Österreichische Mykologische Gesellschaft auf ihrer Internetseite zur Verfügung.