Frühe Lese soll leere Weinkeller füllen
Von Roland Pittner
Durchschnittsernte
Im Burgenland brachten die Winzer im Vorjahr nur etwa die halbe Menge einer Durchschnittsernte ein. "Die meisten Keller sind leer, die Winzer warten schon sehnsüchtig auf die Lese", sagt Burgenlands Weinbaupräsident Andreas Liegenfeld. Von Nord- bis Süd sehe es jedenfalls im Moment vielversprechend aus. "Wir erwarten Top-Qualität und Quantität", sagt Liegenfeld.
Laub und Trauben seien auch im Großteil von Niederösterreich gesund, sagt der nö. Weinbaupräsident Franz Backknecht. "Die Trauben sind schon sehr weit in der Reife", sagt der Winzer, auch in Niederösterreich dürfte die Ernte heuer sehr früh beginnen.
Trockenheit
In der Wachau und im Kamptal sei der Regen gerade noch rechtzeitig gekommen: "Im Weinviertel war es trockener, hier wird es geringere Erntemengen geben", meint Backknecht. Auch jüngere Lagen litten unter der Dürre. Die Ertragslagen hätten die Trockenheit aber im ganzen Land gut weggesteckt. "Im Großen und Ganzen schauen wir einem guten Jahrgang entgegen", sagt der Weinbaupräsident.
Auch sein Kollege aus der Steiermark, Johann Dreisiebner, sieht "über weite Teile des Landes einen guten Behang und sehr gute Qualität bei den Trauben". Einige Betriebe habe der Hagel erwischt, und in gewissen Lagen sei es zu Frostschäden gekommen. "Das waren Einzelfälle, über die gesamte Steiermark schauen wir einer guten Ernte entgegen", meint Dreisiebner. Auch hier warten viele Winzer auf die Lese, denn nach der mageren Ernte 2016 sind viele Keller leer. "Es werden mehr Weine früher kommen, damit man wieder was verkaufen kann", erklärt Dreisiebner. Er rechnet mit dem 10. September als Beginn der Hauptlese der steirischen Winzer.
Für Christoph Wachter und seine Winzerkollegen am Eisenberg wird die Lese schon in den kommenden Tagen voll anlaufen: "Wir sind schon sehr motiviert, die Leute können sich auf einen herrlichen Jahrgang freuen" sagt der Winzer.
"Zahlreiche, zum Teil schwere Hagelunwetter, extreme Hitze und Trockenheit – das alles hat dem Weinjahrgang 2017 insgesamt nicht geschadet", erklärt Österreichs Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager. Der Weinbau habe den außerordentlich intensiven Hitzesommer gut überstanden und der heurige Jahrgang könne nun mit vollreifen Trauben punkten. "Österreichs Winzer blicken einer mengenmäßig guten, im langjährigen Durchschnitt liegenden Ernte mit sehr reifen und gesunden Weintrauben entgegen", sagt Schmuckenschlager.
Nach Schätzungen der einzelnen Weinbaugebiete kann für heuer mengenmäßig von einer Durchschnittsernte in der Höhe von 2,3 Millionen Hektoliter ausgegangen werden. Diese Menge könnte durch günstige Niederschläge während der Reifephase noch etwas höher zu liegen kommen.
Weinjahr
Nach dem schwierigen Weinjahr 2016, in dem die Winzer wegen des extremen Spätfrostes nicht mehr als zwei Millionen Hektoliter einbringen konnten, können sie heuer mehr erwarten.
Die Steiermark, die von der Trockenheit nicht so betroffen war, erwartet sowohl mengen- als auch qualitätsmäßig einen sehr guten Jahrgang. Auch das Burgenland kann heuer auf eine normale Ernte hoffen. "Gerade beim Rotwein kann von hohen Qualitätserwartungen ausgegangen werden", meint Schmuckenschlager. In Niederösterreich und Wien erwarten die Winzer eine Normalernte.
Punktuell gab es auch schwere Schäden durch Hagelunwetter und Spätfrost. "Auch diese Woche haben wir noch Schäden in der Steiermark und Teilen von Niederösterreich gehabt, die wir noch nicht geschätzt haben", sagt Mario Winkler von der Österreichischen Hagelversicherung. Spätfrost habe in einigen Gebieten Ende April dem Wein zugesetzt, aber nicht in jenem Ausmaß wie 2016.
Witterung
"Wenn es die Witterung bis zur Lese weiterhin so gut meint, steht uns mit dem Jahrgang 2017 ein sehr guter, vollreifer Weinjahrgang mit etwas höheren Alkoholgehalten und geringerer Säure als im Vorjahr ins Haus", sagt Schmuckenschlager.