Chronik/Österreich

Frächter fürchten Millionenschäden wegen schärferer Grenzkontrollen

Die angekündigte Verschärfung der Kontrollen an den Autobahngrenzübergängen zu Deutschland sorgen unter den Frächtern für Unmut. Gottfried Strobl, Obmann in der Fachgruppe des Güterbeförderungsgewerbes in der Tiroler Wirtschaftskammer, ist sich sicher, dass die Lkw bei der Überfahrt von Kufstein nach Kiefersfelden wieder deutlich länger im Stau stehen werden.

Zuletzt hätte sich die Wartezeit mit 15 bis 30 Minuten in Grenzen gehalten. "Als die Kontrollen eingeführt worden sind, ist man in Kiefersfelden bis zu eine Stunde gestanden, in Einzelfällen sogar noch länger", sagt Strobl. Er rechnet nun damit, dass ab dem 15. Dezember, an dem die verschärften Kontrollen in Kraft treten sollen, die Lkw wieder ähnlich lange im Stau stehen.

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat unterdessen am Donnerstagabend den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CDU) in Brüssel zu einem "klärenden Gespräch" getroffen. Der deutsche Innenstaatssekretär Ole Schröder zerstreute Hoffnungen, dass es sich nur um eine kurzfristige Maßnahme handelt. Die Kontrollen würden erst dann fallen, wenn Schengen wieder voll funktionsfähig sei. "Es ist noch ein weiter Weg, bis wir auf diese Grenzkontrollen verzichten können", hieß es von Schröder.

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Sobotka kündigte nach der Unterhaltung mit Herrmann an, die Situation an den drei Autobahngrenzübergängen in Kufstein, Salzburg und Suben im Auge behalten zu wollen. "Es dürfen keine zusätzlichen Staus entstehen. Gegen vernünftiges Grenzmanagement ist nichts einzuwenden, solange Österreich keinen Schaden nimmt", meinte der Innenminister.

Einbußen erwartet

Die Transportwirtschaft gibt jedoch an, bereits seit Einführung der Grenzkontrollen Schaden zu erleiden. Schätzungen der Wirtschaftskammer gehen von täglichen Millionen-Einbußen für die Frächter aus. "Wir sind besorgt. Aus unserer Sicht ist das problematisch, weil wir mit Sicherheit mit längeren Staus rechnen müssen und das sind automatisch höhere Kosten", sagt Erik Wolf, Obmann der Bundessparte Verkehr und Transport. "Jede Stunde mehr an Wartezeit kostet die Transportwirtschaft alleine an den drei Autobahngrenzübergängen Kufstein, Walserberg und Suben 1,38 Millionen Euro." Darin seien allerdings nur die Mehrkosten für Fahrer und Fahrzeug eingerechnet. Oft würden zusätzliche Kosten anfallen, etwa wenn die zulässige Fahrzeit dadurch überschritten werde und der Lkw-Lenker eine Pause einlegen müsse.

Wesentlich optimistischer ist man im Fremdenverkehr. "Im Moment ist nicht abzusehen, was da wirklich sein wird. Die Nervosität war im vergangenen Jahr sehr groß, aber es ist dann nicht so schlimm gekommen wie befürchtet", sagt Gernot Hörwertner von der Salzburger Land Tourismusgesellschaft. Es gebe dazu regelmäßig Kontakt mit dem Land und der Polizei. Derzeit seien keine Interventionen auf politischer Ebene geplant. Vor einem Jahr hatten Verhandlungen mit den Bayern erwirkt, dass an stärkeren Reisetagen zweispurig kontrolliert wird.

Ähnlich gelassen sieht Andreas Steibl, Tourismuschef in Ischgl, die Situation. „Das war am Anfang ein bisschen problematisch, aber das hat sich eingespielt. Die deutsche Grenzpolizei hat das ganz gut in Griff“, sagt Steibl. Er rechnet damit, dass sich die angekündigten ganztägigen Kontrollen kaum auf die Wartezeit der Autofahrer bei der Ausreise auswirken werden.