Chronik/Österreich

Ex-Banker bot Monika Rathgeber Hilfe an: "Sie war nicht interessiert"

Die juristische Aufarbeitung des Salzburger Finanzskandals stößt sogar in der Bankenmetropole London auf Interesse. Rund um die beiden bisherigen Prozesse gegen Monika Rathgeber, frühere Budgetreferats-Leiterin des Landes, wurde auch Jaber George Jabbour auf die Causa aufmerksam. Jabbour war bis 2009 für die Investmentbank Goldman Sachs tätig. Er habe die teils hochriskanten Finanzgeschäfte mit öffentlichen Institutionen und Gebietskörperschaften gekannt. Darunter befand sich auch das Land Salzburg. "Ich wusste von einigen Transaktionen und dass es damit große Verluste geben wird. Freunde erzählten mir außerdem von hochriskanten Geschäften, die Monika Rathgeber mit anderen Investmentbanken in London abgeschlossen hatte", erinnert sich Jabbour zurück. Zu den Produkten zählten nach seiner Kenntnis vor allem Swaps und Fremdwährungsgeschäfte.

Millionen erstritten

Nach seinem Ausstieg bei der Investmentbank machte sich Jabbour selbstständig. Er stellte seine Expertise gegen Honorar zur Verfügung, um öffentliche Organisationen beim Ausstieg aus riskanten Veranlagungen zu beraten. In einem ähnlichen Fall wie in Salzburg in Portugal habe er in Verhandlungen bei Großbanken Schadenersatz in Millionenhöhe erstritten, sagt Jabbour unter Verweis auf etliche Medienberichte.

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Über das Finanzministerium und das Büro der damaligen Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) kam Jabbour 2009 mit Monika Rathgeber in Kontakt, wie entsprechende eMails belegen, die dem KURIER vorliegen. Im Oktober 2010 kam es zu einem Treffen im Amtsgebäude in der Kaigasse. "Mein Rat war immer: Wenn sie in solche Geschäfte involviert sind, sollen sie aussteigen und das Risiko reduzieren. Es ist nicht die Aufgabe von öffentlichen Körperschaften, zu zocken und zu wetten. Denn es ist nicht ihr Geld, es ist Steuergeld", meint Jabbour. Auf sein Angebot, sich das Risikoportfolio des Landes zunächst kostenfrei durchzusehen und danach die Vorgehensweise für die Auflösung der Geschäfte vorzuschlagen, sei Rathgeber nicht eingegangen. "Sie war nicht interessiert", schildert der Ex-Banker. Im Frühjahr 2012 habe er seine Bemühungen aufgegeben. Anfang Dezember wurde der Skandal schließlich publik.

"Aggressiv und unseriös"

Monika Rathgeber bestätigt auf Anfrage den Kontakt und das Treffen. "Er machte auf mich einen nicht besonders seriösen und aggressiven Eindruck", schreibt sie in der Stellungnahme. "Ihm ging es nur darum, gegen seinen ursprünglichen Dienstgeber vorzugehen (gegen den er großen Groll hegte) und er kannte unsere Geschäfte überhaupt nicht." Es sei außerdem undenkbar gewesen, ohne Genehmigung Details der Finanzgeschäfte des Landes an externe Personen weiterzugeben, heißt es von Rathgeber.

Wie berichtet, wird sich die frühere Spitzenbeamtin in einigen Monaten wegen der Übernahme von sechs negativ bewerteten Swaps der Stadt Salzburg durch das Land neuerlich vor Gericht verantworten müssen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geht von rund 4,8 Millionen Euro Schaden aus. Rathgeber und sechs weiteren Angeklagten wird Untreue bzw. die Beihilfe dazu vorgeworfen. Dabei handelt es sich allerdings nur um einen Nebenaspekt in der Causa. Unterdessen laufen die Ermittlungen der WKStA zum eigentlichen Finanzskandal weiter. Darin geht es um den Abschluss von rund 700 hochspekulativen Finanzgeschäften des Landes. Auch in diesem Verfahren wird Rathgeber als Beschuldigte geführt. Beim Land geht man von rund 400 Millionen Euro Schaden aus.