EU-Umfrage: Warten auf die richtige Zeit
Von Ankica Nikolić
Es geht um 60 Minuten. 60 Minuten, die auf der Uhr entweder vor- oder zurückgedreht werden – so simpel zumindest die Theorie. Doch die Aufregung rund um das Thema Zeitumstellung scheint derzeit innerhalb der EU nicht enden wollend zu sein. Ausschlaggebend dafür ist die von der EU initiierte Umfrage.
Nachdem nun die ersten Zahlen durchgesickert sind, sehen sich viele Zeitumstellungsgegner in ihrem Wunsch nach einer Abschaffung bekräftigt. Ein Sprecher der EU-Kommission bestätigte zwar keine der kolportierten Ergebnisse zur Umfrage, die Zahl der Teilnehmer von 4,6 Millionen nickte man aber sehr wohl ab.
Bundesminister Norbert Hofer erklärte gegenüber dem KURIER, dass es bereits eine Willensbildung innerhalb der Bundesregierung zur Abschaffung gibt. Welche Auswirkungen das Ergebnis mit sich ziehen wird und was die nächsten Schritte in Österreich sein werden, könne man zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht absehen.
Kein Sparpotenzial
Was einst aus wirtschaftlichen Gründen, erstmals von 1916 bis 1920, eingeführt wurde, sorgt nun einmal mehr für Gesprächsstoff. Das ursprüngliche Ziel bei der Einführung der Sommerzeit waren Einsparungseffekte bei der Energie. In der Praxis ließ sich das jedoch nur bedingt nachweisen. Stellt man nun die Frage, ob die Notwendigkeit für den Energiesektor weiter besteht, findet etwa EVN-Pressesprecher Stefan Zach, eine eindeutige Antwort: „Aufgrund der Zeitumstellung lässt sich anhand unserer Nutzerdaten keine signifikante Änderungen im Verbrauchsverhalten bemerken. Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen die gesetzt werden können, damit man effizient Energie oder Kosten einspart, die Zeitumstellung gehört allerdings nicht dazu.“
Rhythmus der Kühe
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt man in der Landwirtschaft. Dass sich die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit negativ auf Milchkühe auswirkt entkräftet Martin Stegfellner, Geschäftsführer von ZAR (Zentrale Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Rinderzüchter): „Die Abläufe in der Natur und bei den Tieren richten sich grundsätzlich nach dem Jahreskreislauf und nicht nach der Uhrzeit. In der Rinderhaltung hat die Zeitumstellung keine Auswirkungen. Für Milchkühe ist der Rhythmus ausschlaggebend, nicht die Zeit.“ Der Bauer muss sich umstellen.
Eine deutliche Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer hat sich für eine Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen. Die Beweggründe sind unterschiedlich und natürlich subjektiv. Gesundheitliche Aspekte werden dabei immer wieder angeführt. Der viel zitierte Mini-Jetlag ist nicht nur ein Gerücht, sondern eine Tatsache: „Im Zusammenhang mit der Umstellung hört man oft, dass man diese eine Stunde kaum merkt, aber das ist nicht ganz richtig. Schlaf wird unter anderem auch von der inneren Uhr bestimmt. Wird diese gestört, kann dies auch zu erheblicher Unruhe führen“, erklärt Brigitte Holzinger, Schlafcoach von der MedUni Wien. „Es gibt bereits Statistiken dazu, dass es in den Tagen nach einer Umstellung vermehrt zu Unfällen im Verkehr und am Arbeitsplatz kommt. Zudem erleiden mehr Menschen einen Herzinfarkt, kämpfen mit Verdauungsproblem und depressiven Verstimmungen.“