Ein Trendsport für Nicht-Skifahrer und Naturliebhaber
Salzburg. Schneeschuhwandern galt früher als Alte-Leute-Sport. In den Hohen Tauern ist es sehr beliebt. Kaum ein schöneres Gefühl gebe es, sagt Ferd Rieder, wenn man seine Fußstapfen auf eine jungfräulich-weiße Schneedecke setzt. Die Wildnis ist geheimnisvoll still, man hört nur das behäbige Knarzen des Schnees unter den Schuhen, atmet die klirrende Kälte ein und fühlt sich wie der erste Mensch – mit Steinböcken und Gämsen auf Du und Du.
Diese Woche bleibt es für die rund 20 Teilnehmer einer Schneeschuhwanderung in Neukirchen am Großvenediger bei dieser malerischen Umschreibung, denn mit weißer Pracht kann Rieder, der Ranger des Nationalparks Hohe Tauern, derzeit nicht dienen. „Leider hat es für diese Zeit im Jahr noch viel zu wenig geschneit“, bedauert er.
Alternative zur Piste
Entschädigt werden die fast ausschließlich deutschen Touristen bei einer Winterwanderung – so wird die Tour kurzerhand umbenannt – mit dem Naturerlebnis im Nationalpark: Wasserfälle (sonst vereist, derzeit plätschernd), der Blausee mit seinem (wetterbedingt matschigen) Ufer, der (auch von Schneeflocken) weitgehend unberührte Wald.
„Faszinierend“, meint Uta aus Düsseldorf, „im Ruhrpott gibt’s das nicht.“ Ihr Lebensgefährte sei auf der Piste, dem Skisport könne sie aber nichts abgewinnen. „Wandern ist für mich viel erholsamer. Heute wollte ich etwas Neues ausprobieren“, sagt sie. Und da ist Uta nicht die einzige, weiß Parkranger Rieder: „Früher hat man die Schneeschuhwanderer als unsportlich belächelt. In den vergangenen Jahren ist es aber zum Trendsport für Nicht-Skifahrer und Naturliebhaber aufgestiegen.“
Schneeschuhwandern sei zwar eine gelenkschonende Sportart, an Anstrengung aber nicht zu unterschätzen, sagt Ranger Rieder: „Die Tour durch das Sulzbachtal dauert ca. fünf Stunden und ist für Einsteiger gut geeignet. Es gibt aber auch anspruchsvollere Routen. Mit dem richtigen Schuh und entsprechender Fitness kommt man fast überall hin.“
Schneeschuhe bestehen aus einem etwa 60 Zentimeter langen Rahmen, die Schuhe fixiert man mit dehnbaren Riemen. Durch die große Trittfläche verlagert sich das menschliche Gewicht besser – man „schwebt“ also fast auf Tiefschnee, anstatt einzusinken. Zacken auf der Unterseite geben sogar auf dem blanken Eis Halt. Stöcke braucht man für die Balance auf steilem Gelände.
Und Parkranger wie Rieder und seinen Kollegen Hannes Mohr braucht man bei den geführten Touren für die Vermittlung von Wissen und Schönheit des Nationalparks. Sie sind sich einig: „Beim Wandern kann man die Natur voll in sich aufnehmen. Nicht umsonst sagt man: Gehen heißt sehen.“