Chronik/Österreich

Ein Schiff stiehlt dem Stadion die Show

Die Stadt Klagenfurt hat (zumindest für einen Tag) eine neue Sehenswürdigkeit zu bieten: Am Südring, wo gewöhnlich Touristen halten, um das Wörthersee-Stadion zu bewundern, stiehlt am Mittwoch ein gewöhnliches Ausflugsschiff dem Fußball-Tempel die Show. Außergewöhnlich daran ist, dass es auf dem Landweg von Oberösterreich zum Kärntner Weißensee transportiert wird. Zahlreiche Schaulustige besuchen daher den "schwimmenden Riesen", der den ganzen Tag mitten in Klagenfurt Rast macht.

Hunderte Kiebitze umrunden die "Alpenperle", Fotos vom Schwertransport mit dem gewaltigen Stadion im Hintergrund werden geschossen, das eine oder andere Selfie ist dabei, das ins Internet gestellt oder Bekannten weitergeleitet wird. Ganz Wagemutige finden beim Stadion eine Leiter, zerren diese zum Objekt der Begierde und klettern aufs Schiff. Bewacht wird es nicht, somit kann es von einigen Piraten geentert werden.

Bilder vom Transport der "Alpenperle":

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Immerhin handelt es sich um eine einmalige Chance, denn um 20 Uhr sollte sich der Tross wieder auf den Weg in Richtung Weißensee machen. Dem (geheimen) Zeitplan hinkt man ein wenig hinterher, denn im Idealfall wäre das Schiff bereits in Hermagor angekommen. Beim amtlichen Wiegen in Niederösterreich erschienen 161 Tonnen am Display, erlaubt wären 165. Allerdings stimmte die Gewichtsverteilung nicht und musste erst ausgeglichen werden "Wir müssen stets wachsam sein, immerhin tragen wir Verantwortung für die Fracht und für andere Verkehrsteilnehmer", sagt der Deutsche Friedrich Saam, einer von zwei Fahrern. Er hat bei Sondertransporten bereits die eingemottete Concorde und eine russische Weltraumkapsel begleitet.Die nächste Hürde tut sich für den Konvoi bei der Autobahnauffahrt Minimundus auf. "Die Kurvenradien sind so eng, sodass wir Betonelemente entfernen. Außerdem haben wir beschlossen, entgegen der Fahrtrichtung auf die A2 zu fahren. Die Autobahn wird gesperrt. In der Folge müssen wir die Mittelleitschiene entfernen, um einen Seitenwechsel auf die richtige Fahrspur zu ermöglichen", erklärt Transportunternehmer Johann Fellner am Nachmittag die für Mittwochabend geplante Vorgangsweise.

Einige "Kratzer"

Es handelt sich bei dem Transport generell um Millimeterarbeit. Immer wieder wird das Boot hydraulisch abgesenkt, um Brücken überwinden zu können. Dann wiederum wird es um bis zu 40 Zentimeter angehoben, damit die Betonleitschienen keinen Schaden anrichten. Wie knapp der Transport vonstatten geht, sieht man am Schiff selbst, das schon etliche Kratzer abbekommen hat.

Einige Knackpunkte warten noch auf den Konvoi: bei drei Brücken wird die Zugmaschine abgekoppelt, weil der gesamte Transport zu schwer wäre. Über diese Hürden geht's mittels Fernsteuerung. Und bei Hermagor wird der Schwertransport umgebaut und um 13 Meter verkürzt, dafür wird er höher. Nur so kann das Schiff über den kurvenreichen Kreuzberg zum Weißensee gezogen werden. Im Idealfall will man dort am Donnerstagabend ankommen. "Realistisch gesehen werden wir eher am Freitag in der Früh eintreffen", sagt Fellner.

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Alois Kaufmann: „Ein Passagierschiff vor dem Stadion – das ist ein faszinierendes Bild. So etwas sieht man ja sonst nie in Kärnten. Ich bin selbst mit 80-Tonnern gefahren, daher: Gratulation an die beiden Lenker dieses Schwertransports, bei solch einem Abenteuer kann einiges daneben gehen.“
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Gudrun Steinthaler: „Ich stamme zwar aus Hermagor, wohne aber in Klagenfurt und musste mir das Schiff unbedingt ansehen. Ich habe es mir ehrlich gesagt ein wenig größer vorgestellt. Interessant finde ich, wie das Schiff am Landweg zum Weißensee transportiert wird.“
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Bruno Egger: „Ich verfolge die Reise des Schiffs in den Medien. Gemeinsam mit meiner Frau bin ich von Feldkirchen nach Klagenfurt gefahren, weil wir den Schiffsbesuch mit einem Einkaufsbummel verbinden wollten. Nächstes Jahr werden wir mit der Alpenperle über den Weißensee fahren.“
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Hans Treiber: „Ich war 35 Jahre als Bus-Chauffeur tätig. Daher kann ich behaupten, dass es sich bei diesem Schwertransport um eine wahre Meisterleistung handelt. Das Boot selbst fasziniert mich eigentlich überhaupt nicht, aber vor den Fahrern ziehe ich den Hut.“