Die Frau ohne Parkpickerl
Von Elias Natmessnig
Angelika Josume steht vor ihrem Auto und schüttelt den Kopf. "Da will man fürs Parkpickerl zahlen und bekommt keines", sagt die Hausbesorgerin aus Ottakring. Ihr Problem: Sie hat zwar ein Auto, aber keinen Führerschein. Den hat der bei ihr lebende Sohn, der ihr Auto nutzen darf, die Mutter dafür bei Besorgungen durch die Landschaft kutschiert.
Ab 1. Oktober brauchen Autobesitzer auch in Außenbezirken wie Ottakring ein Pickerl. 21.000 Wiener haben es sich bereits geholt, die Stadt rechnet mit weiteren Zehntausend die noch ein Pickerl brauchen. Am schnellsten bekommt man die Plakette am Magistratischen Bezirksamt.
Interesse
Auch Frau Josume war dort. "Wenn ich keinen Führerschein hab’, bekomme ich kein Pickerl, haben die gesagt", ist Josume sauer.
Tatsächlich: Auf Nachfrage bestätigt Parkpickerl-Koordinator Leopold Bubak die gesetzliche Lage. Ein Parkpickerl bekomme nur "wer ein erhebliches persönliches Interesse hat, sein Fahrzeug in der Nähe des Wohnsitzes zu parken." Dass Frau Josume ein erhebliches Interesse hat, da sie das Auto als Passagier nutzt, lässt Bubak nicht gelten. "Das erheblichere Interesse hat der Sohn, denn der hat ja den Führerschein."
Lösung aus Sicht der Stadt: Auto ummelden. Zu den Ummeldekosten komme aber eine höhere Versicherung wegen der neuen Bonusstufe, beklagt Josume. Der Sohn müsse statt den jetzigen 80 dann 160 Euro im Monat zahlen. Dazu komme die Gebühr fürs Pickerl. "Um das Geld kann ich mir eine Garage mieten." Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou kündigte auf KURIER-Nachfrage an, sich spezielle Fälle genauer anzusehen.
Ein spezieller Fall ist auch jener Range Rover, der schon länger auf der Lerchenfelder Straße steht. Trotz eines oberösterreichischen Kennzeichens hat dieser ein Pickerl für den achten Bezirk. "Das ist wohl ein oberösterreichisches Firmenfahrzeug, dass auch privat verwendet wird", erklärt Bubak. Hat der Besitzer seinen Hauptwohnsitz in der Josefstadt, kann dieser ein Pickerl beantragen. Warum der Wagen allerdings seit 3 Monaten in einer Geschäftsstraße – wo 1,5 Stunden Kurzparken gilt – keinen Strafzettel bekommt, kann sich auch Koordinator Bubak nicht erklären.
STADTGESPRÄCH: "Rad gegen Auto. Auto gegen Rad: Das ist Brutalität", am 3.10. im Florianihof. Podium: Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (G), Radbeauftragter Martin Blum, ARBÖ-Chefin Lydia Ninz & Martina Salomon, KURIER