Die Donauinseln werden wieder zur Wildnis
Von Martin Gebhart
Entlang der Donau gibt es über 900 Inseln. 147 davon wurden als Flusswildnis ausgewiesen. Sie sollen Schritt für Schritt renaturiert und so wieder Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tierarten werden. Ein Vorzeigeprojekt ist dabei die Donauinsel bei Wolfsthal in Niederösterreich, die sich nun in einem urwaldartigen Zustand präsentiert.
Gerade diese Insel ist ein zentraler Punkt in dieser naturbelassenen Aulandschaft. Sie verbindet den Nationalpark Donau-Auen mit den Schutzgebieten in der benachbarten Slowakei. Die Revitalisierung der Insel war ein internationales Naturschutzprojekt unter dem Titel „Danubeparks connected“. Die entscheidende Maßnahme war dabei, dass alte wasserbauliche Regulierungsbauwerke entfernt wurden und so der Seitenarm der Donau wieder durchströmt werden konnte. Zwei Jahre war an dem Projekt geplant worden, ein halbes Jahr dauerten die Arbeiten. Insgesamt mussten 1.000 Tonnen Wasserbausteine abtransportiert werden. Im Frühjahr 2019 rückten die Baumaschinen ab. Ein Jahr danach zeigt sich der Standort in seiner vollen Schönheit.
Edith Klauser, Direktorin des Nationalparks Donau-Auen ist froh, dass dieses Projekt realisiert werden konnte. „Das Renaturierungsprojekt wurde gemeinsam mit viadonau umgesetzt. Diese bewährte Kooperation ist Garant für innovative Gewässerrevitalisierungsmaßnahmen“, sagt Klauser. Weiters wären die Gemeinde Wolfsthal, die Arbeiter-Fischerei-Vereine und die benachbarten Grundeigentümer eingebunden gewesen.
Die urwaldartige Weidenbestand und die weiten Schotterflächen sind so zum idealen Rückzugsgebiet für verschiedenste Tierarten geworden. Im Schutzgebiet befinden sich mehr als 30 Säugetier- und 100 Brutvogelarten, 8 Reptilien- und 13 Amphibienarten sowie an die 50 Fischarten. Charakteristisch sind etwa Donau-Kammmolche oder die europäische Sumpfschildkröte.
Weitere Projekte geplant
Die Renaturierung der Insel Wolfsthal soll nun dabei helfen, dass weitere Donauinseln in Angriff genommen werden. So wurde unter der Leitung des Nationalparks ein umfassendes donauweites Life-Projekt zum Schutz der letzten wilden Donauinseln eingereicht. Da wartet man noch auf die Bewilligung.
Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) jedenfalls zeigt sich bezüglich der Insel Wolfsthal mit dem Ergebnis zufrieden: „Wir geben der Donau wieder mehr Platz. Konsequentes ökologisches Flussmanagement schützt Lebensräume, macht Flusslandschaften für den Menschen als wertvollen Erholungsraum erlebbar und trägt auch zum Hochwasserschutz bei.“
Derzeit wird an der Donau ein weiteres Renaturierungsprojekt umgesetzt. So soll das Spittelauer Nebenarmsystem im Bereich Hainburg wieder an die Donau angebunden werden. Der etwa vier Kilometer lange Spittelauer Arm wurde im Zuge der Großen Donauregulierung im 19. Jahrhundert von der Donau abgetrennt. Seit damals ging durch einen langsamen aber stetigen Verlandungsprozess wertvoller Lebensraum verloren und die Donau hatte nicht mehr genügend Kraft. Nun wird das Gewässer wieder nahezu ganzjährig mit der Donau verbunden und durchströmt sein. So entsteht eine große Insel, die den tierischen Aubewohnern als Rückzugsgebiet dienen wird.