Chronik/Österreich

Die Baum-Bestattung boomt

Dass man sich zu Lebzeiten mit seinem letzten Weg und der letzten Ruhestätte beschäftigt, ist nichts Ungewöhnliches. Dass man dafür ein Platzerl unter mächtigen Bäumen in einem idyllischem Wald favorisiert, allerdings schon. Die "Bestattung Kärnten" hat die Möglichkeit der sogenannten "Baum-Bestattung" vor zwei Jahren im Klagenfurter Sattnitzgebiet als österreichweites Pilotprojekt auserkoren – und sieht sich mit einem regelrechten Run auf diese alternative Bestattungsform konfrontiert.

"Wir wollten eine Nische besetzen, aber mit derartigem Interesse konnten wir nicht rechnen. 200 Menschen wurden bereits auf diese Art beigesetzt. Aufgrund der zahlreichen Anfragen haben wir auch in Velden einen Friedensforst eröffnet und jenen in Klagenfurt werden wir nun erweitern müssen", erzählt Andreas Waldher, Geschäftsführer des Bestattungsunternehmens.

Das Konzept ist gleichermaßen simpel wie praktisch: Nach der Feuerbestattung wird die Asche des Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Dieser ist mit einer Nummer versehen, am Eingangsbereich des "Friedhofs" verweisen Steintafeln auf die Verstorbenen. Kerzen? Blumen? Grabsteine? Fehlanzeige! Vielmehr übernimmt die Natur die Grabpflege.

100 Reservierungen

"In Zeiten der zunehmenden Zersiedelung können sich Familienmitglieder nicht mehr um die Grabpflege kümmern. Daher steigt das Interesse an unserem Angebot stets, wir haben mehr als 100 Reservierungen vorliegen. Vermehrt kommen ganze Familien zu uns, weil sie sich für einen privaten Familienbaum ihrer Wahl interessieren", sagt Waldher, der sogar Führungen durch den Forst anbietet.

Geschenkt gibt es allerdings auch bei dieser Bestattungsform nichts. Der Preis variiert je nach Alter, Lage, Stammumfang oder Wertigkeit des Baumes. So muss man für eine von sechs Ruhestätten an einem "Friedensbaum" 980 Euro berappen, ein "Premiumbaum in Sonderlage", der zehn Urnen Platz bietet, kostet 8900 Euro. Das Nutzungsrecht erstreckt sich über 99 Jahre. Sollte ein Baum absterben, wird ein neuer gepflanzt.

Auch wenn das Interesse an der Baum-Bestattung in Kärnten groß ist – das Bestattungsunternehmen hat Probleme, zusätzliche Waldstücke für die Pacht zu finden. "Immerhin muss ein langfristiger Vertrag abgeschlossen werden, weil wir den Wald für mindestens 100 Jahre besetzen", erklärt Waldher. Nächstes Jahr soll in Sternberg bei Velden ein weiterer Friedensforst entstehen.