Das Geschäft mit den "Online-Welpen"
Von Nihad Amara
Letzten Endes entpuppten sich die beiden Hundeverkäufer als skrupellose Geschäftemacher: Die beiden Welpen, die sie im Sommer über willhaben.at angeboten hatten, waren jünger als angegeben und krank. Die Adresse im Inserat des Paares war erfunden. Doch nicht nur sie hatten gemogelt, auch die Käufer hatten falsche Namen und ein ganz anderes Motiv: Die Testkäufer der Tierschutz-Organisation Vier Pfoten ließen das Paar hochgehen. Die beiden wurden von Polizisten festgenommen und angezeigt. Die Tiere saßen wochenlang im Wiener Tierschutzhaus in Quarantäne – just in einer Zeit, die für ihre Sozialisation besonders wichtig ist.
Alle Jahre wieder sorgt gerade in der Vorweihnachtszeit das Thema "illegaler Welpenhandel" für Schlagzeilen: Dutzende Hunde aus fragwürdiger Herkunft landen Jahr für Jahr unter dem Weihnachtsbaum; zeitgleich warnen Tierschutzorganisationen gebetsmühlenartig vor den Geschäftemachern, den zumeist kranken Tieren und daraus resultierenden horrenden Tierarzt-Rechnungen.
In der Kritik stehen Online-Plattformen. Nicht ohne Grund, wie Barbara Wieser, Vizepräsidentin der Tierärztekammer, betont: "Das Problem mit zu jungen und kranken ,Billig-Welpen‘ hat sich durch den Handel im Internet massiv verschärft."
Totalverbot
Rechtlich ist der Bereich eine Grauzone. Das Tierschutzgesetz (Paragraf 8) verbietet zwar das Feilbieten auf öffentlichen Plätzen. Mit der Formulierung wurde den Kofferraum-Verkäufen auf Parkplätzen ein Riegel vorgeschoben. Ob aber das Internet als "öffentlicher Platz" gilt, ist umstritten. Irina Fronescu von Vier Pfoten fordert "ein explizites Verbot des Online-Handels mit Tieren und den konsequenten Vollzug eines solchen Gesetzes". Auf der Homepage www.illegalerwelpenhandel.at werden die wichtigsten Fragen zum Thema beantwortet.
Einen anderen Weg wählten die Betreiber von willhaben.at, der größten Plattform am Markt: Unseriöse Angebote werden ausgemustert und die User mit einem Leitfaden aufgeklärt. willhaben.at war vorgeworfen worden, eine Drehscheibe für illegalen Welpenhandel zu sein. Dagegen wehrt sich Michael Gawanda von der Plattform: "Wir setzen auf Aufklärung und sind gegen ein Totalverbot."
Ein solches wäre aus mehrerlei Gründen kontraproduktiv: Es würde die Falschen treffen, denn 90 Prozent der angebotenen Vierbeiner seien älter als ein Jahr. Außerdem würde die Hunde-Mafia andere Vertriebskanäle finden. Gawanda: "Uns geht es darum, den Kunden beizubringen, dass der Preis nicht das Wichtigste ist."