Chronik/Österreich

Das Ende des arabischen Touristenbooms

Im Frühling, wenn der Schnee in den Alpen zu Wasser wird, beginnt wieder die arabische Reisesaison. Österreich ist mit seinen großen Wasserreserven unverändert ein attraktives Reiseziel für Touristen aus dem arabischen Raum. Der große Boom von arabischen Gästen dürfte aber vorüber sein.

Das zeigen die detaillierten Zahlen für das Tourismusjahr 2017/18, die das Land Salzburg am Dienstag veröffentlichte. Salzburg ist neben Wien für arabische Touristen die beliebteste Destination in Österreich. Erstmals, seit die Zahlen der arabischen Touristen gesondert ausgewiesen werden, gingen sowohl Ankünfte als auch Nächtigungen zurück.

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Trendumkehr bei Nächtigungen

Die Nächtigungen schrumpften um 5,4 Prozent auf rund 690.000, bei den Ankünften war der Rückgang um 2,5 Prozent etwas geringer. Österreichweit gab es nur bei den Nächtigungen ein geringes Minus von 1,2 Prozent, die Ankünfte stiegen um 1,4 Prozent. Der Plafond scheint aber erreicht. Noch vor einem Jahr lag der Nächtigungszuwachs in Salzburg bei knapp zehn Prozent.

Interessant dabei ist: Der Start des Tourismusjahres 2017/18 ging fast zeitgleich mit einer viel diskutierten, auch international beachteten innenpolitischen Entscheidung einher. Das statistische Tourismusjahr startete wie immer im November, im Oktober 2017 trat in Österreich das sogenannte Burka-Verbot in Kraft, das eine Vollverschleierung unter Strafe stellt.

Der Schluss, dass der Rückgang eine direkte Folge des Verbotes ist, scheint also naheliegend. Harald Bruckner, Hotelier in Zell am See, will ihn trotzdem nicht ziehen. Dabei kritisierte Bruckner, der in seinem Hotel Neue Post im Sommer viele Gäste aus dem arabischen Raum beherbergt, das Verbot bei seiner Einführung scharf.

"Verbot hat Entwicklung verstärkt"

„Diese Entwicklung hat generell ihren Höhepunkt überschritten. Das ist normal und nicht beunruhigend. Manchen Arabern waren selbst schon zu viele Araber hier“, sagt Bruckner zum KURIER. Solche Boomphasen habe es auch bei anderen Gästegruppen wie Schweden oder Engländern schon gegeben, meint der Hotelier. Zell am See ist in Salzburg jene Region mit am Abstand am meisten Gästen aus dem arabischen Raum.

Wobei Bruckner auch sagt: „Das Verbot hat die Entwicklung verstärkt. Es hat sich im arabischen Raum schon länger herumgesprochen, dass man in Mitteleuropa etwas gegen Ausländer hat.“ Im vergangenen Sommer wurde das Burka-Verbot in Zell am See erstmals vollzogen, von Juli bis September gab es 251 Organmandate.

Beliebte Ferienwohnung

Vor allem die Hotelbranche leidet unter dem Ausbleiben der arabischen Touristen. Ihre Nächtigungen in Hotels gingen gleich um 15,2 Prozent zurück, dagegen gab es bei Nächtigungen in Ferienwohnungen ein Plus von 2,8 Prozent. Bruckner kann diese Zahlen für seinen Betrieb nicht bestätigen. „Bei uns ist dieser Rückgang nicht der Fall, den hat es eher vor zwei, drei Jahren gegeben.“

Der Trend weg vom Hotel hin zur Ferienwohnung ist übrigens auch abseits der arabischen Touristen zu beobachten. Gewerbliche Ferienwohnungen waren im Jahr 2017/18 mit einem Plus von zehn Prozent das insgesamt am stärksten wachsende Unterkunftssegment. Mit einer Aufenthaltsdauer von 5,5 Nächten ist es auch jenes, in dem die Gäste am längsten bleiben.