Dankbar, bis die Rechnung kommt
Am Nationalfeiertag geht ein 60-Jähriger am Haunsberg im Salzburger Flachgau wandern, rutscht aus, verletzt sich das Knie und alarmiert die Bergrettung. Die Bergrettung bringt ihn vom Berg. Und schickt dem Verunfallten eine Rechnung – er ist nämlich nicht versichert.
Anstatt die 1300 Euro zu bezahlen, wendet sich der Verunfallte an einen Patientenanwalt. Die Begründung: An seiner Rettung seien "zu viele Helfer" beteiligt gewesen, die könne er sich nicht alle leisten.
"Undankbarkeit"
Mit "undankbaren Geretteten" wie dem 60-Jährigen haben die Ehrenamtlicher immer öfter Ärger, schildert Estolf Müller, Landesleiter der Bergrettung: "Die Dankbarkeit endet spätestens mit dem Erhalt der Rechnung. Das geht so weit, dass uns mit dem Anwalt gedroht wird oder dass wir sogar beschimpft werden."
Ist man das nicht, drohen hohe Kosten: Pro Einsatzkraft und -stunde verrechnet die Bergrettung eine Pauschale von 38 Euro. Ausnahmen gibt es für sozial Schwache: Wer einen entsprechenden Einkommensnachweis vorlegt, dem werden die Kosten häufig erlassen.
20 Prozent zahlen nicht
Müller schätzt, dass aktuell 20 Prozent der Forderungen uneinbringlich sind, weil sich die Betroffenen schlicht weigern, zu bezahlen. Dazu komme der Verwaltungsaufwand durch den Schriftverkehr mit Anwaltskanzleien, der zunehmend Ressourcen verschlinge.
Besonders sauer stößt ihm auf, dass viele Urlauber immer abenteuerlustiger werden, ohne die Risiken am Berg zu bedenken. Das sei besonders bei Klettersteigen und beim Skifahren im freien Gelände der Fall. "Manche denken vielleicht: ‚Egal, wenn ich nicht mehr weiterkomme, holt mich eh die Bergrettung.’ Wir würden uns mehr Wertschätzung wünschen", sagt Müller.
Eines stellt er aber klar: "Wer in Not ist, dem helfen wir selbstverständlich. Wir stehen zu unserem ehrenamtlichen Auftrag. Aber ausnutzen lassen wir uns nicht."