Cybercrime: Der Fremde im privaten Raum
Cybercrime-Competence-Center" – kurz C4 – heißt die Gruppe von Internet-Experten, die im Bundeskriminalamt (BK) ausschließlich für Betrug im World Wide Web verantwortlich ist. 36 Fachleute erhielten 2014 fast 10.000 Anfragen von verunsicherten Bürgern oder Betrugsopfern. Der Leiter, Leopold Löschl gründete die Gruppe 2011 mit zwölf Mitarbeitern; bis nächstes Jahr muss er das Ressort auf 49 Kriminalisten aufstocken. "Weltweit gibt es jeden Tag rund 1,5 Millionen Geschädigte. Diese Form der Kriminalität ist nicht auf ein Land zu beschränken", sagt Löschl. Deshalb arbeitet C4 eng mit Interpol und Europol zusammen, um bei den Betrügern wortwörtlich den Stecker zu ziehen.
Seit zehn Jahren zeichnet sich ein deutlicher Trend zur Online-Kriminalität ab, vor allem die Anzahl der reinen IT-Delikte, also Hacking oder Datenklau, steigt stetig. 2014 gab es mit 677 Anzeigen gegen Hacker, um 73 Prozent mehr als noch im Jahr davor. "Früher waren Hacker eher auf Ruhm aus. In der letzten Zeit hat sich das Motiv aber verändert und ist vor allem finanzieller Natur", erklärt Löschl.
Wertvolles Adressbuch
Dabei geht die Palette an Straftaten von Zugriffen auf private Online-Konten, bis hin zum Diebstahl von Namen und Adressen aus dem privaten Telefonbuch.
Wer denkt, dass ein solcher Datenklau wertlos sei, irrt gewaltig: "Hat ein Hacker Namen und Adressen von Freunden des Opfers, kann er ohne weiteres eine eMail an diese Personen schicken. Meistens gaukeln die Betrüger eine Notlage vor und bitten im Namen des Opfers um finanzielle Hilfe. Misstrauisch werden nur wenige, denn die eMail-Adresse ist die echte und andere persönliche Merkmale kann der Hacker im Computer des Opfers nachlesen.
Prominentes Opfer
Genau dieses Szenario hat sich am Montag rund um die "Masters of Dirt"-Facebook-Seite abgespielt. Die bekannte Freestyle-Sport-Veranstaltung, die jedes Jahr in Wien stattfindet, hatte eine Million Fans, an denen sich nun ein Hacker finanziell bereichert. Der Betrüger gab sich als Administrator der Seite aus und beantragte eine Namensänderung, die Facebook auch vornahm.