Chronik/Österreich

Chaos an PH Tirol: Geschasster Rektor würde übernehmen

Der Rektorssessel an der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT) wird für Martin Juranek zunehmend zum Schleudersitz. Bereits in der Vorwoche wurde bekannt, dass das Bildungsministerium laut TT "massive Bedenken zur finanziellen Gebarung" des Leiters der Lehrerausbildungsstätte hat. Eine Überprüfung läuft. Der Handlungsspielraum von Juranek wurde eingeschränkt. Nun wird ihm außerdem ein "bevollmächtigter Experte" zur Seite gestellt, wie Ministeriumssprecherin Julia Valsky bestätigt. "Das ist wichtig, um Schaden zu minimieren", sagt sie zum KURIER.

Die Einsetzung des noch nicht namentlich genannten Experten kommt einer Entmachtung des Rektors gleich. Er soll die Hochschule zum einen "sanieren". Zu seinem Aufgabengebiet gehört aber auch, die Neuwahl der infolge der Turbulenzen zurückgetretenen Studienkommission zu veranlassen. Der interimistische Leiter zeichnet außerdem für die Planung der Fort- und Weiterbildung hauptverantwortlich. Das Ministerium erfüllt damit eine Forderung von Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP), die nun meint: "Auf den Experten kommt keine leichte Aufgabe zu. Aber diese Maßnahme ist dringend notwendig."

"Mit großem Interesse" verfolgt Elmar Märk die Vorgänge an der PHT. 2012 war er bereits als Rektor der Hochschule designiert. Dass Juranek als Drittgereihter doch noch zum Zug kam, hat er der Offenheit Märks zu verdanken. Der hatte sich noch vor Amtsantritt für die langfristige Integration der Lehrerausbildung in die Universitäten ausgesprochen. Die damalige Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) entzog Märk daraufhin das Vertrauen und ließ in abberufen.

Der daraus entbrannte Rechtsstreit beschäftigt aktuell den Obersten Gerichtshof. Märk stünde einer gütlichen Einigung offen gegenüber, falls er doch noch zum Rektor bestellt würde. "Unter der jetzigen Führung kann es keine deutliche Besserung geben. Ich würde mich zur Verfügung stellen."

Ob es zu einer Abberufung Juraneks kommt, wird letztlich vom Prüfbericht abhängen, der laut Valsky in einigen Wochen vorliegen soll: "Dann sehen wir weiter." Die Situation scheint jedenfalls dramatisch. Laut Reinhold Wöll, Vorsitzender des Hochschulrats, war bereits "die Fort- und Weiterbildung an der Hochschule in Gefahr". Juranek selbst sagt, er habe "kein schlechtes Gewissen".