Chronik/Österreich

Bürger protestieren in Bayern gegen Gleise zum Brenner Basistunnel

Deutschlands Verkehrsminister Andreas Scheuer ist Bayer. Und somit müsste ein Auftritt in Rosenheim eigentlich ein Heimspiel sein. Dort wurde der CSU-Politiker am Montag aber von rund 3000 aufgebrachten Bürgern empfangen. 14 Bürgerinitiativen hatten zum Protest gegen den Ausbau des Schiennetzes im Inntal von zwei auf vier Gleise aufgerufen.

Die neue Trasse stellt den Nordzulauf zum gerade im Bau befindlichen Brenner Basistunnel (BBT) dar. Sie soll garantieren, dass die Kapazitäten für die erhoffte Steigerung des Schienengüterverkehrs ausreichen. 400 Güterzüge statt derzeit 200 täglich sollen eines Tages durch den BBT Rollen.

Doch die Gegner im bayerischen Inntal bezweifeln, dass auf der Strecke jemals so viel Verkehr sein wird und damit die Notwendigkeit des Ausbaus. Sie orten unnötigen Flächenverbrauch und fürchten zusätzlichen Lärm.

Traktoren

Mit Transparenten und begleitet von 150 Traktoren marschierten die Demonstranten deswegen vor das Landratsamt, wo Scheuer sich mit Politikern aus der Region und Bürgervertretern traf.

„Es gibt Verträge. Ich gehe davon aus, dass diese eingehalten werden“, pochte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bereits im Vorfeld auf den zugesagten Bau der Zulaufstrecken.

„Wir werden keinen Planungsstopp machen“, versicherte denn auch Scheuer. Die Bestandsstrecke würde bei technischem Ausbau eine maximale Kapazität von 320 Zügen täglich zulassen. „Ab 2030 gehen die intensivsten Szenarien von 500 Zügen aus“, erklärt Scheuer. Derzeit gibt es 100 Trassenüberlegungen. „Wir müssen schnell auf fünf verschlanken“, sagt der Minister. Diese sollen bereits im Juli präsentiert werden.

Scheuers Vorgänger Alexander Dobrindt (CSU) hatte 2017 ebenfalls nach Bürgerprotesten den Planungsdialog an den Start zurück versetzt. Der Baustart für die Zulaufstrecken dürfte deshalb erst in rund 20 Jahren erfolgen. Und damit gut zehn Jahre nach Eröffnung des BBT.