Brisante Razzia: Finanz deckt Steuerbetrug mit Luxusautos auf
Ob Maserati, Range Rover, Porsche oder Premium-Modelle von Audi, BMW und Mercedes – zwei gewiefte Autohändler lieferten ihren Kunden jahrelang Sportwagen und Luxuskarossen. Aber zu "konkurrenzlos günstigen" Preisen.
Jetzt hat ihnen die Steuerfahndung das Handwerk gelegt. Nach umfangreichen Observationen und Telefonüberwachungen führten vor wenigen Tagen 78 Finanzfahnder und Kripo-Beamte vor allem in Tirol, aber auch in Wien Hausdurchsuchungen bei zehn Beschuldigten und 21 Firmen durch. Der Vorwurf: Umsatzsteuer- und NoVA-Betrug sowie gewerbsmäßige Steuerhinterziehung. Die untere Bandbreite des Schadens wird mit 2,2 Millionen Euro beziffert, die Fahnder halten eher fünf Millionen Euro für realistisch.
Zwei Hauptverdächtige, die das sogenannte Umsatzsteuer-Karussell aufgezogen haben sollen, wurden festgenommen. Außerdem wurden neun Sportwagen und Grundstücke (im Wert von rund 1,8 Millionen Euro) beschlagnahmt. Das Verfahren führt die Staatsanwaltschaft Innsbruck. "Das ist ein großer Schlag gegen ein international agierendes Betrüger-Netzwerk und ein wichtiger Beitrag für mehr fairen Wettbewerb", betont Finanzminister Hartwig Löger im Gespräch mit dem KURIER.
Dubiose Firmen
Die beiden Drahtzieher stehen im Verdacht, seit 2005 ihren Lebensunterhalt mit Schwarzverkäufen von Premium-Fahrzeugen bestritten zu haben. Mit den Jahren verfeinerten die Verdächtigen mit viel krimineller Energie ihr Geschäftsmodell und bauten ein Geflecht aus vorgeschobenen Einzelfirmen, britischen Limited-Gesellschaften (Kapitalgesellschaften, Anm. der Redaktion) und Scheinfirmen im EU-Ausland auf. Bei den Limiteds wurden junge, vermögenslose Personen als Strohmänner eingesetzt, die sie aus der Roadrunner-Szene (mit getunten Autos) rekrutierten.
"Die beiden Hauptverdächtigen haben sich über die Jahre nicht nur notwendiges Wissen über die Manipulationen angeeignet, sondern auch die hierzu notwendige hohe kriminelle Energie zielgerichtet eingesetzt, um einerseits den Markt mit konkurrenzlos günstigen Fahrzeugen der Ober- und Luxusklasse zu versorgen und andererseits den Finanzbehörden Abgaben unrechtmäßig vorzuenthalten - mit dem alleinigen Ziel der Gewinnmaximierung", heißt es dazu vom Finanzministerium.
Bei den Kaufverträgen und Rechnungen waren die Drahtzieher nur zum Teil kreativ. Einerseits wurden die günstigen Luxuskarossen an fiktive Endkunden verkauft, deren Namen aus Telefonbüchern stammten. Andererseits wurden die Kfz-Verkäufe an Briefkastenfirmen in Italien, der Slowakei und Bulgarien in Rechnung gestellt, um Umsatzsteuer und NoVA in Österreich (Ursprungsland) zu hinterziehen. Zu den tatsächlichen Abnehmern zählen zum Teil "honorige Herren der oberen Gesellschaftsschicht".
Obwohl die Drahtzieher gewieft vorgingen, fielen ihre Geschäfte doch den Finanzbehörden im EU-Ausland auf. Über das Finanzbehörden-Netzwerk Eurofisc, das sich EU-weit mit der Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs beschäftigt, erhielt die heimische Finanz im Herbst 2017 erste "Risikoinformationen".
Keine Einkünfte
Wir haben dann Vorfeldermittlungen durchgeführt und festgestellt, dass die Lebensverhältnisse der Verdächtigen mit der Einkommenssituation nicht übereinstimmen", sagt Christian Ackerler, oberster Chef der Steuerfahndung. Die zwei Drahtzieher sollen jahrelang "nahezu keine Einkünfte aus dem Autoverkauf" bei der Finanz deklariert haben. Auch die Käufer der Luxuskarossen werden sich noch bei der Finanz verantworten müssen.