Chronik/Österreich

Boston-Bomber: Kein Beleg für Box-Aufenthalt in Österreich

Österreichische Boxmanager stehen im Visier des Verfassungsschutzes. Die diskreten Herren vom Geheimdienst vernehmen derzeit fast täglich Boxtrainer in Salzburg und Innsbruck, sichern Computerdaten und Unterlagen. Ziel der Staatsaktion ist es, herauszufinden, ob tatsächlich der mutmaßliche Boston-Attentäter Tamerlan Tsarnaev in Österreich war. Das hatten zwei Angehörige behauptet.

Doch niemand auf der Welt will mit den beiden Tatverdächtigen aus Boston, Tamerlan und Dschochar Tsarnaev, etwas zu tun haben. Auf die Nachricht, dass Tamerlan im Jahr 2012 eine längere Reise in den Nordkaukasus unternommen hätte, reagierte der Innenminister von Dagestan mit einem flehentlichen Aufruf: Man möge sein Land bitte nicht mit den Bombern von Boston in Zusammenhang bringen. Sogar die Warlords des islamistischen „Kalifat Kaukasus“ distanzierten sich von den Anschlägen.

Aufreger

Umso größer war die Aufregung um einen Bericht der Kronen Zeitung, wonach Tamerlan Tsarnaev im Jahr 2007 anlässlich eines Box-Kampfes für ein Wochenende in Innsbruck und 2009 im Rahmen eines internationalen Boxtrainingslagers eine Woche in Salzburg gewesen sei. Das Innenministerium würde das bestätigen. Und die APA vermeldete, in der Person des Salzburger Boxtrainers Hermann Heim einen Zeugen gefunden zu haben, der sich an Tsarnaev erinnern könne.

Dieser Tage bekam der 67-Jährige Heim deshalb Besuch von Verfassungsschützern. Heim: „Die Beamten waren zwei Stunden da. Ich habe ihnen alle Unterlagen, die ich besitze, gezeigt.“

Heims Unterlagen sind umfangreich. Seit 43 Jahren trainiert er angehende Box-Talente – darunter auch 100 Sportler aus Tschetschenien. Dass er jemals einen Boxer namens Tamerlan Tsarnaev oder Zarnajew trainierte oder dass dieser an einem internationalen Boxtrainingslager im Jahr 2009 in Salzburg teilnahm, sei nicht richtig. „Ich bin jetzt noch einmal alle Namen seit dem Jahr 2003 durchgegangen, aber der Typ war nicht dabei.“ Auch seine Nachforschungen beim Verband hätten keinen Treffer ergeben.

Das trifft sich auch mit der Aussage von Gerhard Roitmayer von der Boxunion Salzburg, der behauptet, dass ein internationales Trainingslager in dieser Zeit gar nicht stattgefunden hätte. Bei den Verfassungsschützern setzt sich nun langsam die Meinung durch, dass man nicht einen Terroristen sondern eine „Ente“ jage.