Chronik/Österreich

Bestseller: Herr Elsberg, haben Sie Angst vor dem Blackout?

Der österreichische Autor Marc Elsberg war vergangene Woche zu Gast im Innenministerium. Dass Romanautoren in einem solchen Rahmen ihre Expertise einbringen, ist durchaus ungewöhnlich. Mit seinem Roman „Blackout“ hat Elsberg ein Szenario gezeichnet, dass zwar nach Fiktion klingt, aber schnell zur Realität werden könnte (nähere Informationen zum Buch finden Sie unten).

Nach der Blackout-Übung der Bundesregierung (der KURIER berichtete), sprach der Autor über das Buch. Im Interview erzählt er, wie sehr ihm die Recherche zu „Blackout“ die Verletzlichkeit unserer hoch entwickelten Gesellschaft bewusst gemacht hat.

KURIER: Wie sind Sie auf die Idee zu dem Thriller „Blackout“ gekommen?

Marc Elsberg: Mir ist während der Recherche für ein anderes Buch bewusst geworden, wie sehr sich unsere Welt in den letzten 30 Jahren in Bezug auf Vernetzung verändert hat. Dabei geht es nicht nur ums Internet. Es wird vieles just in time (gerade rechtzeitig Anm.) produziert, jeder Supermarkt wird just in time versorgt. Wenn eine Versorgungskette zusammenbricht, kommt es sofort zu Engpässen mit Lebensmitteln oder Medikamenten. Ich habe dann in Gesprächen mit Freunden und Familie festgestellt, dass die Konsequenzen dieser extremen Vernetzung vielen Menschen nicht bewusst sind. Das wollte ich ändern und das geht nur, indem man aufzeigt, was passiert, wenn unsere Strukturen plötzlich wegfallen.

Sie wurden von Innenminister Herbert Kickl eingeladen, um im Rahmen einer Blackout-Übung über ihr Buch zu sprechen. Glauben Sie, dass Ihr Buch auch politisch etwas bewegt hat?

Als ich das Buch geschrieben habe, war das nicht abzusehen. Es war Zufall, dass zeitgleich mit dem Erscheinen auch die Energiewende-Diskussion in Deutschland begonnen hat. Plötzlich haben viele das Thema entdeckt und gemerkt, dass es im Buch sehr gut und vor allem anschaulich erklärt wird. Ich wurde dann in die Deutsche parlamentarische Gesellschaft und zu verschiedenen Verantwortlichen eingeladen, um öffentlich über das Thema zu sprechen. Das Buch war aber nicht als inoffizielle Pflichtlektüre geplant.

Fühlen Sie sich als eine Art Botschafter für die Bewusstseinsbildung in Sachen Blackout?

Der Beruf als Schriftsteller ist ja eigentlich ein sehr einsamer. Ich bin aber gerne unter Menschen und nehme deshalb auch die Gelegenheiten wahr, über das Thema zu sprechen. Wenn es jemand hören will, erzähle ich über mein Wissen.

Haben Sie eigentlich Angst vor einem Blackout?

Auch mir selbst sind die möglichen Auswirkungen eines Blackouts erst während der Recherche zum Buch bewusst geworden. Ich war der klassische urbane Einkäufer, der Vorräte für höchstens zwei Tage im Kühlschrank hatte. Für zehn Tage hätten höchstens meine Weinvorräte gereicht. Heute halte ich mich an die behördlichen Empfehlungen. Ich habe Konserven und Wasser für zehn Tage zu Hause gelagert. Notstromgenerator habe ich aber keinen. Und auch keine Lebensmittel für zwei Monate. Der Vorteil als Autor von „Blackout“ war, dass ich bei diversen Veranstaltungen kleine Gastgeschenke bekommen habe. Ich bin gut versorgt mit Taschenlampen, aufziehbaren Radios und dergleichen.

In vielen ihrer Werke, behandeln Sie Themen die furchteinflößend sind, aber später in ähnlicher Form zur Realität wurden. Würden Sie sagen, Sie haben ein besonderes Gespür dafür, mit welchen Szenarien sich die Gesellschaft beschäftigen sollte?

Als ich 2004 „Zero“ veröffentlicht habe, habe ich beschrieben wie Wahlen mithilfe von Sozialen Medien beeinflusst werden können. Das ist später beim Cambridge-Analytica-Skandal tatsächlich passiert, als FacebookDaten an eine Analysefirma gegangen sind, die Donald Trump im Wahlkampf unterstützt hat. In meinem Buch „Helix“ ging es um Gentechnik. Nach dem Erscheinen kamen dann Meldungen, dass die ersten gentechnisch veränderten Babys in China geboren worden sind. Ich glaube aber nicht, dass ich mehr Gespür habe als jeder andere, der aufmerksam beobachtet was draußen in der Welt passiert. Wenn man das tut, kann jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.

Mit welchen Thema wollen Sie sich als nächstes beschäftigen?

Ich bin momentan an drei verschiedenen Themen dran und weiß noch nicht, womit ich mich näher beschäftigen werden. Es wäre also verfrüht, jetzt schon zu sagen, was es letztendlich wird. Eines kann ich aber versichern, es wird kein historischer Liebesroman werden.

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Worum es in „Blackout – Morgen ist es zu spät“ geht

Als an einem kalten Februartag in Italien das Licht ausgeht, wird im eng verzahnten europäischen Stromnetz eine verheerende Kettenreaktion ausgelöst: Auf dem ganzen Kontinent schalten sich Kraftwerke ab, Fahrstühle bleiben stehen, U-Bahnen stecken fest. Und der Strom geht nicht mehr an.

Daraufhin untersucht der Informatiker Piero Manzano seinen Smart-Meter, einen intelligenten Stromzähler, der in allen Haushalten Italiens installiert ist, und entdeckt, dass das Gerät manipuliert wurde. Bald steht fest: Die Stromnetze Europas werden angegriffen.

Obwohl die Öffentlichkeit über die wahre Ursache noch nicht informiert werden soll, sickern erste Meldungen durch. Die Folge: Hamsterkäufe, Plünderungen und Massenunruhen. Als in Manzanos Laptop dubiose eMails entdeckt werden, die ihn mit den Angreifern in Verbindung bringen, wird er selbst zum Gejagten. Inzwischen stehen mehrere Kernkraftwerke vor der Havarie, Millionen Menschen sind in Gefahr. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.