Chronik/Österreich

Bachblütenkekse gegen Hundeelend

Barney und Ute Phielepeit haben den gleichen Geschmack. Nachdem der französische Hirtenhund eine Handvoll gelblicher Backwaren verdrückt hat, greift auch sein Frauchchen zum Keksteller und schiebt sich ein Stück in den Mund. "Die Rohstoffe, die wir verwenden, haben Lebensmittelqualität", sagt Phielepeit und kaut. Sie hat gerade einen Putenstern verspeist – eine von rund 20 Hundekeks-Sorten, die sie unter der Marke "Phillys" in Zoofachgeschäften und übers Internet verkauft.

Seit fast sieben Jahren kreiert Phielepeit ausgefallene Leckerlis mit klingenden Namen wie "Knusperapfel" oder "Silvester-Gewitter". Bei Letzteren handelt es sich um Kekse mit einer speziellen Bachblütenmischung. Sie sollen Hunde beruhigen, die sich zum Jahreswechsel vor lauten Böllern fürchten. "Die waren sehr bald der Renner", sagt Phielepeit.

Kekse als Rettung

Zur Tierkeks-Bäckerin wurde die Psychologin, die zuletzt als PR-Beraterin gearbeitet hatte, aus der Not heraus. Nachdem ihre Hündin Java an Knochenkrebs gestorben war, holte sie Ende 2009 Barney zu sich. Doch der Welpe war von Beginn an kränklich und musste wegen schwerer neurologischer Ausfälle sogar eine Woche auf der Intensivstation der veterinärmedizinischen Universitätsklinik verbringen. Aus dem Spital zurück, benötigte der kleine Hund weiter eingehende Betreuung. "Er war ganz verängstigt und ist mir auf Schritt und Tritt nachgelaufen – bis auf’s Klo", erzählt Phielepeit. "Ich konnte nicht arbeiten gehen."

Gleichzeitig türmten sich bei der Hundeliebhaberin Tierarztrechnungen über Tausende Euro. "Ich hatte ziemliche finanzielle Probleme", sagt sie. Als Ausweg backte Phielepeit in ihrer Wohnung in Wien-Döbling Weihnachtskekse, die sie an Bekannte verkaufte. Um weiter Einnahmen zu haben, begann sie nach Saisonende, Rezepturen für Hundekekse zu entwickeln. "Das war irgendwie naheliegend. Ich backe gerne und habe mich viel mit gesunder Ernährung auseinandergesetzt – für mich und für ihn" sagt sie und deutet auf Barney, für den sie jeden dritten Tag frisch kocht.

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Allergiker-Naschereien

Die Nachfrage nach den Hundekeksen war bald so groß, dass Phielepeit in ihrer kleinen Küche nicht mehr hinterher kam. Heute bäckt eine spezialisierte Manufaktur in Deutschland "Phillys"-Kekse. Auch Katzen-Snacks gehören mittlerweile zum Angebot. "Unser Motto ist: Weniger ist mehr. In einer Sorte sind ganz wenige, ausgewählte Zutaten", sagt Phielepeit. Etwa reines Muskelfleisch von Pferd, Strauß oder Hirsch. Aufgrund der unkonventionellen Fleischsorten und des Verzichts auf Getreide und Zusatzstoffe seien die Kekse besonders für Tiere mit Unverträglichkeiten geeignet.

Der Einfall, Bachblüten in den Keksteig zu mischen, kam Phielepeit durch ihre guten Erfahrungen als Psychologin mit diesen Mitteln. "Tiere sprechen fast noch besser darauf an als Menschen", sagt sie. Adäquates Verhaltenstraining würden die Kekse aber nicht ersetzen. "Zu glauben, ich kann einem Hund mit Leinenaggression ein paar Bachblüten geben und dann kann ich marschieren – das wird nix."

150 Gramm Kekse kosten sechs bis zehn Euro. Reich werde sie damit nicht, sagt Phielepeit. "Es ist ein Fulltime-Job, aber kein Fulltime-Verdienst. Nach wie vor ist viel Idealismus dabei." Aufgeben kommt ihr aber nicht in den Sinn. "Es ist ein echtes Herzensprojekt", sagt Phielepeit. Und Ideen für neue Kreationen habe sie genug: "Ich könnte jeden Tag etwas Neues entwickeln."

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KURIER: Welchen Tieren macht Silvester Angst?

Gerstl-Hejduk: Vor allem Hunden, aber auch einigen Katzen. Die Angst beginnt oft schon rund um Weihnachten, wenn erste Böller geschossen werden. Manche Hunde sind so ängstlich, dass sie nicht einmal Gassi gehen wollen.

Was können die Besitzer tun?

Tierhalter können Radio oder Fernseher in einer angenehmen Lautstärke aufdrehen, um den Lärm von draußen abzudämpfen. Es kann auch helfen, die Räume abzudunkeln. Wichtig ist, eine ruhige Umgebung zu schaffen. Wenn das Tier gerade in voller Panik ist, ist es besser, es in Ruhe zu lassen, um die Angst nicht zu verstärken.

Wann sind Medikamente nötig?

Nur wenige Tiere sind so ängstlich, dass sie Psychopharmaka benötigen. Präparate mit Vitamin B und L-Tryptophan, einer Vorstufe des Glückshormons Serotonin, wirken beruhigend. Unterstützend helfen auch individuell abgestimmte homöopathische Globuli oder Bachblüten-Tropfen. Außerdem gibt es Pheromon-Verdampfer. Wichtig ist, diese Mittel bereits einige Zeit vor Silvester einzusetzen.

Wie funktionieren die Verdampfer?

Wie Gelsenstecker. Pheromone sind Botenstoffe, die Tiermütter ausschütten. Riechen Tiere diese, beruhigt und entspannt sie das. Menschen können die abgegeben Duftstoffe nicht wahrnehmen, Hunde und Katzen aber sehr wohl.