Baby starb: ÖBB wollen Bahnsteige besser sichern
Nach dem folgenschweren Unfall am Bahnhof in Puch bei Hallein (Tennengau) ermittelt die Staatsanwaltschaft Salzburg nach wie vor wegen fahrlässiger Tötung. Am 4. Oktober hatte eine 24-jährige Mutter den Kinderwagen mit ihrer einjährigen Tochter just in dem Moment losgelassen, als ein Güterzug durch die Station fuhr. Der Sog des Zuges setzte den Buggy in Bewegung. Ein Waggon erfasste ihn, das Mädchen wurde aus dem Wagen auf den Bahnsteig geschleudert und erlag später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Gunter Mackinger, den früheren Verkehrsdirektor der Salzburg AG, als Gutachter beauftragt. Er soll zur "Abklärung der Unfallursache" beitragen, sagt Staatsanwaltschafts-Sprecherin Barbara Fischer.
Welche Konsequenzen zieht die Bahn? Die ÖBB hätten inzwischen reagiert, heißt es von Sprecher Roman Hahslinger. Überarbeitete Plakate, die auf Bahnhöfen angebracht worden seien, warnen vor dem "Luftzug durchfahrender Züge". Wartende werden aufgefordert, ausreichend Abstand zum Gleiskörper zu halten und bei Kinderwagen die Bremsen zu ziehen. In Kinos läuft derzeit wieder ein Werbespot, der auf die Gefahr für Kinderwagen hinweist. Der Film war in Auftrag gegeben worden, nachdem es im April 2015 am Bahnhof Linz-Ebelsberg zu einem ähnlichen Unfall gekommen war.
Neue Durchsage geplant
Darüber hinaus sei die Adaption jener Durchsage "in Ausarbeitung", die durchfahrende Züge ankündigt, sagt Hahslinger. Künftig soll explizit auf die Gefährdung von Kinderwägen hingewiesen werden. "Wo es einen Fahrdienstleiter gibt, wird das schon durchgesagt", versichert der Bahn-Sprecher. Mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) führen die ÖBB außerdem Gespräche über weitere Maßnahmen. Dabei sei man aber erst im "Anfangsstadium", heißt es beim KFV auf Anfrage.
Auch "bauliche Veränderungen" sind angedacht. Damit solle noch heuer begonnen werden. Konkret geht es um die Montage von Halteschlaufen, wie sie etwa in S-Bahn-Garnituren für die Befestigung von Fahrrädern, Rollstühlen und Kinderwägen zum Einsatz kommen. "Es ist geplant, dass wir weitere Plätze schaffen, wo man sich mit Kinderwagen sicher aufhalten kann", sagte Hahslinger. So gebe es Überlegungen, weitere Wartekojen zu errichten. Zusätzlich sollen Piktogramme angebracht werden, die zeigen, wie man Kinderwagen sichern kann.
Auf welchen der mehr als 1100 Bahnhöfe im Land solche Maßnahmen getroffen werden, ist derzeit noch unklar. Auch wie viel sich die ÖBB nach dem Unfall in Puch die Investitionen in die Sicherheit auf den Bahnsteigen kosten lassen, ist noch nicht bekannt – aber "sicher mehrere Hunderttausend Euro".
Eine Debatte um die Geschwindigkeit, mit der Güterzüge durch Bahnhöfe fahren dürfen (derzeit bis zu 100 km/h, Anm.), will man seitens der ÖBB jedenfalls tunlichst vermeiden. "Eine Geschwindigkeits-Diskussion steht nicht im Fokus", sagt Hahslinger.