Chronik/Österreich

Erster Tag mit Tempo 80

Tempo 80? Was? Wo? Ich bin so wie immer gefahren.“ reagiert die Seekirchnerin Anita B. überrascht auf die Nachfrage, wie es ihr mit dem neuen Tempolimit auf der Autobahn A1 bei Salzburg ergangen sei. Der Verkehr sei Donnerstagfrüh entspannter gewesen, sei ihr aufgefallen. „Viele fahren jetzt 100 statt 120. Zu schnell, aber immerhin eine Verbesserung.“

Der erste Tag des Probebetriebs des „Luftachtzigers“ (nach dem Immissionsschutzgesetz-Luft, IG-L) zwischen Salzburg-Nord und dem Walserberg ist sonnig, der Blick auf die Berge ist frei. Das gefällt Sabine B. aus Oberösterreich. „Ich bin selten in Salzburg, darum kann ich mich zumindest an der Landschaft erfreuen.“ Stress hat sie keinen – sie geht heute mit ihrer Tochter Sarah shoppen.

„Nervig“ finden es hingegen manche Autolenker, die in der Früh in die Arbeit mussten. „Man kommt sich vor wie in Zeitlupe. Wozu braucht man dann noch eine Autobahn? Auf der Bundesstraße spare ich mir wenigstens das Pickerl“, sagt eine Lenkerin aus dem Flachgau verärgert.

Aus dem Radio meldete sich Olympiasiegerin Anna Fenninger zu Wort. Derzeit noch in Sotschi, hat die Sportlerin aus Adnet keine Freude mit dem neuen Tempolimit. „Bei Tempo 80 schläft man ja ein, das ist nicht ungefährlich“, gibt sie zu bedenken.

Das motorisierte Volk wirkt beim KURIER-Lokalaugenschein recht zivilisiert. Auf der rechten und mittleren Spur geht es flüssig voran, ab und zu saust ein Eiliger vorbei, der über 100 km/h am Tacho haben dürfte. Das einzige stationäre Radargerät steht bei der Ausfahrt des Lieferinger Tunnels in Richtung Wien und bringt dem Magistrat Salzburg täglich rund 100 Strafbescheide. In der Eingewöhnungsphase rechnet das Strafamt mit einer Verdoppelung.

Für die Polizei läuft der Tag nach dem Motto „Business as Usual“, sagt Friedrich Schmidhuber, Chef der Verkehrsabteilung. Polizeistreifen seien in gewohnter Besetzung unterwegs. Eine erste Strafbilanz will die Polizei am Montag präsentieren. Vorerst zeigt sich Schmidhuber zufrieden: „Der Verkehrsfluss ist homogen. Bis auf ein paar kleine Ausreißer ist der Tag ruhig abgelaufen.“ Die Testphase läuft bis 19. Mai.

Lösung für E-Autos

Auf eine erste Schwachstelle der neuen Verordnung macht Dietmar Emich, Chef einer Elektroautoverleihfirma in Salzburg aufmerksam: Was ist mit den E-Autos? Weil sie keinen Auspuff haben, sind sie vom IG-L eigentlich ausgenommen. Das vom Land verordnete Limit gilt trotzdem, kritisiert er im ORF. „Es muss eine Ausnahme für E-Autos geben. Das würde die Sensibilisierung für ökologische Fortbewegung fördern.“