Zeltstädte werden bezogen: "Welcome to Austria"
Die Notquartiere für Flüchtlinge füllen sich: In der neu errichteten Zeltstadt in Linz wurden bereits 53 Asylwerber untergebracht, bis zum Abend sollten es 96 werden, damit ist man ausgealstet. Zudem sind bereits seit September des Vorjahres um die 40 Personen im benachbarten Turnsaal untergebracht. In Thalham kamen 36 Personen unter, außerdem wurden 16 Asylwerber in ein Großquartier in Wien-Erdberg eingewiesen, teilte das Innenministerium mit. In Salzburg werden die ersten Flüchtlinge am späteren Samstagnachmittag erwartet.
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat am Samstag die eilig für Flüchtlinge errichtete Linzer Zeltstadt besucht. Viele der dort Einquartieren erzählten von ihren Wünschen - wie "ein Dach über dem Kopf". Wann das Wirklichkeit wird, blieb offen. Mikl-Leitner forderte erneut ein EU-Quote und warnte: "Gerade an der Frage der Flüchtlinge kann Europa scheitern." Diese sei "eine Überlebensfrage."
Pritschen mit Decken und Heurigenbänke
"Ich will nicht hier herumsitzen", sagt Munser, ein aus Syrien geflohener Berufstaucher, "ich will arbeiten, ich will lernen, ich kann bei der Feuerwehr helfen". Und er wünscht sich, seine Mutter nach Österreich holen zu können, sagt der kinderlose Junggeselle. Sein Zeltnachbar erzählt, dass er aus Afghanistan gekommen ist, zu Fuß habe er sich durch die Wildnis geschlagen. Seine Hoffnung: "Eine Wohnung."
"Welcome to Austria"
"Natürlich ist es keine große Freude, dass wir Kriegsflüchtlinge in Zelten unterbringen, aber es sei schon einmal gesagt, dass wir hier die Aufgaben der Bundesländer erledigen", verteidigte Mikl-Leitner dann vor Journalisten die "Notmaßnahme". Sie würde die Zelte lieber heute als morgen abbauen, betonte sie. Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) prüfe derzeit die Möglichkeit, Kasernen zu öffnen. "Ich erwarte am Montag eine Antwort. Selbstverständlich stehen fixe, feste Quartier an oberster Stelle."
"Ich verstehe die Sorgen der Bürgermeister"
Mikl-Leitner verwies auf die exorbitant angestiegenen Flüchtlingszahlen. "Hatten wir vor einem Jahr 23.000 Personen in der Grundversorgung, sind es jetzt 35.000." Ob es weitere Zelte geben werde? "Ich bin kein Prophet", sie hoffe aber, dass sich die Situation in den nächsten Wochen beruhigt. Allein am Freitag seien 224 neue Asylanträge gestellt worden, hieß es im Innenministerium.
In den drei Zeltstädten wurden jeweils Acht-Mann-Zelte nach UNHCR-Standards aufgestellt, pro Standort sollen maximal 96 Flüchtlinge für einige Tage Platz finden, bis fixe Quartiere gefunden sind. Im Quartier in Wien-Erdberg ist Platz für 300 Flüchtlinge.
"Sprücheklopfer"
"Würden diese Zelte nicht stehen, würden diese Menschen auf der Straße stehen. Das ist einzelnen Verantwortungsträgern in den Bundesländern offenbar noch immer nicht bewusst", sagte Mikl-Leitner. Sobald die Bundesländer wieder handlungsfähig sind und die Menschen selbstständig vor Obdachlosigkeit schützen können, "sind die Zelte sofort wieder weg - das ist ja wohl gar keine Frage. Bis jetzt gibt es aber nur Sprüche und keine Quartiere", stellte die Innenministerin fest.
Die neuen Notquartiere:
Landau: "Problem hausgemacht"
Auch Caritas-Präsident Landau kritisierte sie: Er meinte, er weigere sich zu glauben, dass die Unterbringung in Zeltlagern ohne Alternative sei - Landau sieht einen Teil des Problems hausgemacht. Er wisse von einer Reihe von Quartierangeboten, sagte der Caritas-Präsident in der ZiB2.
Landau formulierte einen "Appell zur Mitmenschlichkeit" und rief dazu auf, den parteipolitischen Streit zur Seite zu legen. Er appellierte auch an die Solidarität und verwies darauf, dass nur 20 Prozent der Gemeinden Flüchtlinge aufnehmen. Er habe auch Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) angeboten, über die Betreuung von Asylwerbern in Kasernen zu reden.
Da menschenverachtende Wortmeldungen überhand genommen haben, wurde die Diskussion zu diesem Artikel geschlossen. Die KURIER-Redaktion