Chronik/Österreich

Arbeit am Bau: Mit einem Bein im Spital

Anlässlich des heutigen weltweiten Workers´ Memorial Day, des internationalen Tages zum Gedenken an verunglückte Arbeitnehmer erinnert die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) im Rahmen von Gedenkveranstaltungen in Wien und Salzburg an das Leid, das bei Betroffenen und Angehörigen durch Arbeitsunfälle hervorgerufen wird, und fordert weitere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz für die Beschäftigten.

15.036 Menschen verunglückten 2023 allein im Baubereich bei ihrer Arbeit (ohne Wegunfälle), 19 von ihnen tödlich. Das ist zwar im Vergleich zu den Vorjahren ein kleiner Rückgang, aber mit 52,1 von 1.000 Beschäftigten hat der Baubereich immer noch die mit Abstand höchste Unfallrate zu beklagen.

„Unermessliches Leid“

Dazu GBH-Vorsitzender Josef Muchitsch: „Jeder Arbeitsunfall ist einer zu viel und bringt für die Betroffenen und ihre Familien unermessliches Leid. Da kann man sich nicht zufrieden zurücklehnen. Es gibt immer noch mehr als genug zu tun.“ Neue Herausforderungen in der Arbeitswelt würden Stress und Arbeitsdruck steigen lassen. „Angesichts dessen sind die aktuellen Rufe aus der Industrie nach einer Arbeitszeitverlängerung umso verwerflicher“, so Muchitsch.

Die Auswirkungen des Klimawandels seien laut GBH gerade auf den Baustellen längst angekommen. Bauarbeiter müssen immer mehr Hitzetage und immer früher im Jahr beginnende Hitzewellen ertragen. Die Gewerkschaft ist auch heuer wieder auf Baustellen unterwegs, um Aufklärungsarbeit zu leisten.

Muchitsch hat Wünsche an Unternehmer und Politik: Die Arbeitgeber fordert er auf, ihre Beschäftigten zu schützen, die politisch Verantwortlichen, die neuen Herausforderungen endlich auch in der Gesetzgebung zu berücksichtigen. Vor allem müsse die Hitzeregelung ab 32,5 Grad für den Baubereich auch wirklich gelebt und umgesetzt werden. „Andernfalls muss es einen Rechtsanspruch geben“, fordert Muchitsch.

„Greenworker“ am Bau

Der GBH-Chef bricht eine Lanze für die Beschäftigten der Baubranche: „Am Bau zu arbeiten ist eine fordernde, aber auch sehr spannende und lohnende Aufgabe. Unsere Bauarbeiter:innen sind echte Greenworker und damit unverzichtbar für eine gute Bewältigung des Klimawandels.“

Auch um einen Fachkräftemangel am Bau hintanzuhalten, sei es notwendig, das Image der Bauberufe aufzuwerten, und das sei nur möglich, wenn Bauarbeiter optimal vor Unfällen und berufsbedingten Erkrankungen geschützt sind. Muchitsch: „Dafür brauchen wir Arbeitgeber:innen, die ihrer Fürsorgepflicht auch nachkommen, schärfere Kontrollen auf den Baustellen, aber auch noch mehr Aufklärung und Unterweisung zu den Gefährdungen für die Bauarbeiter:innen. Das würde Bauarbeiter:innen und ihren Familien viel Leid ersparen und den Arbeitgeber:innen sowie der Volkswirtschaft hohe Kosten“.

Memorial Day

Der Workers´ Memorial Day am 28. April hat für die Gewerkschaft Bau-Holz traditionell große Bedeutung. Rund um den Gedenktag hält sie in Wien und Salzburg Gedenkveranstaltungen und Mahnwachen ab.