Chronik/Österreich

Aiderbichl setzt auf treue Freunde statt auf das Gütesiegel

Dieter Ehrengruber ist nach dem Ende der fast vier Jahre dauernden Ermittlungen gegen Gut Aiderbichl vor allem erleichtert. Vor gut zwei Wochen hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) auch ihre letzten Untersuchungen gegen den Tier-Gnadenhof eingestellt.

„Ich habe immer gesagt, es wird gut ausgehen“, sagt Ehrengruber, Geschäftsführer von Aiderbichl. Die WKStA hatte wegen einer möglicherweise nicht rechtmäßig zustande gekommenen Erbschaft und wegen des Verdachts der zweckwidrigen Verwendung von Spendenmitteln ermittelt.

Diese Untersuchungen wurden bereits Ende des vergangenen Jahres beendet. Auch die Ermittlungen wegen des Vorwurfs des schweren Betrugs und der Untreue wurden vor gut zwei Wochen eingestellt. Ins Visier der Justiz waren neben Ehrengruber auch Aiderbichl-Gründer Michael Aufhauser und eine weitere Person gekommen.

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Keine finanziellen Einbrüche

„Es war wirklich keine leichte Zeit“, erzählt Ehrengruber. In große finanzielle Probleme hat das die Organisation laut dem Geschäftsführer aber nicht gebracht. „Die Aiderbichler (Spendergemeinschaft der Organisation, Anm.) haben immer zu uns gehalten. Ich weiß natürlich nicht, wie viele wegen dieser Geschichte nicht gekommen sind, aber es hat keinen Einbruch gegeben“, erklärt Ehrengruber.

Für Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbandes Austria, kommt das nicht überraschend: „Wenn Spender Vertrauen in eine Organisation haben, lassen sie sich von einem Verfahren wenig beeinflussen. Wenn jemand Tierschutz liebt, ist er überzeugt, dass dort gute Arbeit geleistet wird.“

Ermittlungen bedeuten Imageschaden

Insgesamt sind Ermittlungen im Non-Profit-Sektor aber für alle Organisationen, die von Spenden abhängig sind, problematisch. „Es ist natürlich nicht gut für die Spendenkultur. Dass es für die betroffene Organisation dann ein Reputationsproblem gibt, ist ganz klar“, sagt Lutschinger.

Das Gut Aiderbichl ist während der Ermittlungen auch mit einem Antrag für das Spendengütesiegel abgeblitzt. Diesen Qualitätsnachweis verlieren Organisationen nicht automatisch, wenn gegen sie ermittelt wird. „Wir haben die Diskussion geführt, ab welchem Zeitpunkt man es entzieht“, erklärte Lutschinger.

Klage zweier Länder

Das wird von Fall zu Fall entschieden. Bisher war das erst einmal 2012 notwendig, als es über einen Träger Medienberichte gab, dass Spendengelder veruntreut wurden. Eine Sonderprüfung führte dazu, dass das Gütesiegel nicht verlängert wurde.

Die Einstellung der Ermittlungen bedeutet für Aiderbichl jedoch nicht, dass alle Gerichtsverfahren eingestellt sind. Vor knapp zwei Jahren brachten die Länder Salzburg und Oberösterreich eine Erbschaftsklage gegen die Gut Aiderbichl Privatstiftung über mehr als 1,3 Millionen Euro ein. Das Verfahren wurde wegen der strafrechtlichen Ermittlungen ausgesetzt. Die Länder beraten aktuell mit ihrem Anwalt, ob sie die Klage weiterverfolgen.