24.000 Euro für manipuliertes Spiel
Dass die Fußball-Bundesliga und die höchsten Spielklassen in diversen Sportarten Opfer von Spielmanipulationen werden können, weiß man nicht erst seit dem Fall Dominique Taboga (der KURIER berichtete). Der Ex-Fußballprofi wurde 2013 gemeinsam mit einigen Drahtziehern verhaftet, weil er ein Spiel in der Fußballbundesliga hätte manipulieren sollen. Doch die Versuche, über manipulierte Spiele zum finanziellen Erfolg zu kommen, gehen noch viel tiefer. Selbst das Unterhaus wird von Manipulationen nicht verschont.
Laut Dieter Csefan, Leiter des Büros zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Bundeskriminalamt ( BK), werden Spieler über soziale Netzwerke kontaktiert, um ihnen Manipulation anzubieten. „Zumindest vom Profibereich wissen wir es“, sagt Csefan. Auch bei mehreren Unterliga-Partien kam es dazu. Die Firma Sportradar, die mit dem BK zusammenarbeitet und die Wetten auf diversen Plattformen durchleuchtet, konnte auch heuer mehrere ominöse Wetteinsätze entdecken.
Regionalliga
Bei einem Spiel zweier Regionalligisten im Frühjahr waren 100 Einzelwetten aufgefallen. Die Spieler hatten rund 4000 Euro gesetzt, hätten 24.000 Euro ausbezahlt bekommen. Bei einem zweiten Spiel im Unterhaus wurden bei 15 Wetten 1000 Euro einbezahlt, der Wettspieler hätte 12.000 Euro gewonnen. 1000 Euro hatte der Verdächtige erhalten, die Ausbezahlung der restlichen Summe konnte von den Ermittlern gestoppt werden. „Verfolgen kann man das bis zur untersten Klasse. Sobald es wer am Wettmarkt anbietet, wird es gescannt“, sagt Csefan. Das Zurückverfolgen solcher Manipulationen sei im Unterhaus jedoch schwierig. „Weil es kaum im Fokus steht“, schildert der Ermittler. Die Summe der Manipulationen bleibe laut ihm aber seit Jahren gleich.
Es gibt nicht nur Versuche, Spieler zu bezahlen, um Partien zu manipulieren: Die Praktiken gehen noch viel weiter. Match-Absprachen unter Funktionären kommen immer häufiger vor. Vor allem dann, wenn es um einen vermeintlichen Aufstieg in eine höhere Liga geht. Damit verbunden sind oft höhere Sponsoreinnahmen.
Mehr als eine Kiste Bier
Der KURIER hat mit ehemaligen und noch aktiven Trainern sowie Funktionären gesprochen, die von Manipulationen im Unterhaus berichten. Alle Beteiligten sind der Redaktion bekannt und wollten anonym bleiben. Um eine Kiste Bier für die Mannschaft, die sich brav an eine Abmachung gehalten hat, geht es allerdings lange nicht mehr.
Ein ehemaliger Trainer aus dem nö. Unterhaus erzählt vom Versuch einer Match-Absprache eines Meisterkandidaten in der 2. Klasse: „Der Obmann des Vereins kam damals auf uns zu. Es ging in der entscheidenden Phase der Saison um jeden Punkt. So sollten wir das Duell gegen sie mit mindestens 0:3 verlieren, damit auch die Tordifferenz passt.“
Wie der Trainer erklärt, wurden dem Verein unter anderem neue Trikots, Matchbälle sowie ein Trainingslager angeboten. „Da wir den Verein nicht wirklich leiden konnten und uns nicht an solchen Praktiken beteiligen wollten, haben wir abgelehnt.“ Der Verein verlor die Partie übrigens und wurde bis heute nicht Meister.
Fünfstellige Summen
Neben materiellen Entschädigungen für verlorene Spiele schrecken manche Vereine auch nicht davor zurück, viel Geld in die Hand zu nehmen. So soll vor einigen Jahren ein Verein aus der Landesliga in Niederösterreich an seinen Gegner eine niedrige fünfstellige Summe bezahlt haben, um dank Sieg plus passender Tordifferenz aufsteigen zu können.