Chronik/Oberösterreich

Wolfgang Klinger: "Es gibt keinen 100-prozentigen Hochwasserschutz“

Wolfgang Klinger (FPÖ) ist seit 2019 als Sicherheitslandesrat für das Feuerwehrwesen und den Katastrophenschutz zuständig.

KURIER: Wie haben Sie als Sicherheitslandesrat die Unwetter der vergangenen Wochen erlebt?

Wolfgang Klinger: Es war zum Teil ein Spießrutenlauf, weil man im Vorhinein nicht gewusst hat, wie das ausgehen wird. Zum Glück zum Großteil sehr glimpflich, wenn ich das mit Deutschland vergleiche. Unser Hochwasserschutz, ob in Schärding oder an der Donau, hat sich bewährt und ist nicht einmal an die Grenze seiner Auslastung gekommen. Der Hagel hat natürlich schon ausgegeben.

Unwetterexperten warnen, dass solche Extremereignisse zunehmen werden. Reichen Oberösterreichs Dämme dafür?

Einen 100-prozentigen Hochwasserschutz wird es nicht geben. Nicht nur, weil es finanziell nicht leistbar, sondern es auch technisch nicht möglich ist. Wir bauen einen 100-jährigen Hochwasserschutz. Da sind wir in Europa vorbildlich unterwegs. Ich sage dazu nur Machland-Damm oder Eferdinger Becken, wo wir in der Detailplanung sind. Dann bleibt noch als großes drittes Thema an der Donau das obere Donautal in Linz und ein kleiner Bereich oberhalb von Linz, der in der weiteren 15a-Vereinbarung mit dem Bund zu einem Ausbauprojekt für den Hochwasserschutz gemacht werden wird. Dann haben wir die Donau so auf das 100-jährige Level gebracht, dass auch Unterlieger nicht gefährdet sind. Denn kanalisiert man alles, wird die Badewanne irgendwo ausschütten. Man muss deshalb Flächen zur Verfügung stellen, wo sich das Wasser ausbreiten kann. Das ist eine Mammutaufgabe. Auch dass man dafür Verständnis bei der Bevölkerung schafft.

Heißt das mehr Rote Zonen?

Wir haben die modernsten Hangwasserkarten weltweit installiert. Politisch waren die am Anfang nicht unbedingt gewollt, weil keiner den Schwarzen Peter haben wollte. Das war eine Topleistung meines Büros und ich bin froh, dass wir den Gemeinden jetzt ein Werkzeug in die Hand geben, mit dem sie wirklich sehr zuverlässig ihre Raumplanung vorantreiben können.

Was zeigen die Karten?

Die Hangwasserkarten geben Aufschluss darüber, wo das Wasser kommen wird. Natürlich gibt es vorausschauend auch die Fläche, wo das Wasser hinkommt. Aber wir sagen nicht, dass dort ein wasserfreier Raum gegeben werden muss. Das muss dann in den Planungen der Gemeinden drinnen sein.

In einer Aussendung nannten Sie Bodenversiegelung als Hochwasser-Verursacher. Wie würden Sie dem entgegenwirken?

Einerseits gibt es jetzt die Bodenwasserschutzberatung, wo wir mit der Landwirtschaft versuchen Lösungen zu finden, um das Oberflächenwasser so gut wie möglich zurückzuhalten. Das zweite ist die Situation im verbauten Gebiet. Da haben wir wahnsinnigen Aufholbedarf

den rasanten Flächenverbrauch einzuschränken. Man muss die innerstädtischen Gegebenheiten wieder mehr nützen. Es kann vieles aus Altsubstanz wieder neu hergestellt werden.

Was kann jeder Einzelne tun, um sich zu schützen?

Der Zivilschutz wird nicht nur beim Hochwasser in Zukunft eine ganz wesentliche Sache sein. Bei Einzelschutzmaßnahmen eines Gebäudes ist aber ganz wichtig, dass man nicht als Einzelner eine Mauer rund um sich baut und dafür der Nachbar das ganze Wasser hat. Das muss in den Gemeinden gemeinsam koordiniert werden. Es ist aber schon wichtig, dass sich jeder selbst informiert, was er denn tun kann, um das Wasser nicht im Haus zu haben. Etwa Sandsäcke vorbereiten. Es beginnt aber auch schon beim richtigen Bauen.

Jetzt waren die Freiwilligen äußerst gefordert. Wie rüstet man die Feuerwehren für die Zukunft?

Also ein ganz wesentlicher Schritt war die GEP, die Gefahrenabwehr und Entwicklungsplanung, die eingeführt wurde und die zukunftsweisend in der Ausrüstung der Feuerwehr ihre Maßnahmen setzt. Aber auch wenn wir alle Geräte für alle Szenarien haben, bleibt immer noch das Humankapital, das wir benötigen, damit wir in Zukunft genügend Feuerwehrfrauen und -männer haben. Das heißt, es muss eine konsequente Jugendarbeit gemacht werden.

Nun hat die Jugendarbeit unter der Corona-Krise gelitten. Ein Problem?

Ja, das ist richtig. Es war teilweise die Ausbildung nicht möglich. Aber ich bin davon überzeugt, dass jede Pandemie ein Ende hat.

Welche neuen Geräte werden angeschafft?

Wir sind laufend dabei, auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben. Drohnen, Wärmebildkameras. Vieles entwickelt sich auch durch Eigenengagement der Freiwilligen. Das Rad neu erfinden kann man aber nicht. Man wird immer Schaufel und Krampen brauchen.

Wenn die Unwetter mehr werden, sollte der Katastrophenfonds dann auch höher dotiert werden?

Der Katastrophenfonds sollte so dotiert sein, dass die Schäden, die durch den Katastrophenfonds abzudecken sind, auch abgedeckt werden können. Da kann man auch nicht etwas in Stein gemeißelt betrachten. Wenn es zu Wettersituationen kommt wie jetzt, muss auch der Katastrophenfonds erhöht werden.

Es heißt, wenn die FPÖ bei der Wahl am 26. September einen Landesrat verliert, würde das Ihren Posten treffen.

Ich wehre mich grundsätzlich dagegen, dass man auf etwas baut, das wahrscheinlich sein wird. Ja, wahrscheinlich wird es so sein, aber ich weiß noch nicht wie die Ressorts zusammengestellt werden. Natürlich würde es wehtun, wenn man so ein tolles Team, das so hervorragende Arbeit geleistet hat, verlassen müsste. Wir haben in den zwei Jahren alles abgearbeitet: die Machland-Damm-Kollodierung, den C-Führerschein für die Feuerwehren, das Hundehaltegesetz. Das muss uns erst wer nachmachen.

Sie kandidieren als Bürgermeister für Gaspoltshofen? Was ist Ihr Thema?

Ja, wenn man das schon öfters gemacht hat, wird es zum Selbstläufer. Es macht Spaß. Die Errichtung einer Entlastungsstraße wird das Thema der nächsten Legislaturperiode in Gaspoltshofen sein.