Chronik/Oberösterreich

"Wir wollen gefühlvoll weiterwachsen"

Ein unscheinbarer Wegzeiger führt den Autofahrer von der Welser Osttangente durch einen Wald in die verschlafene Gemeinde Schleißheim. Dort teilen sich 1233 Einwohner drei Gasthäuser, eine Café-Konditorei und eine Sportanlage auf einer Fläche von 7,55 Quadratkilometern. „Wir stoßen langsam an unsere Kapazitätsgrenze“, sagt Bürgermeister Manfred Zauner (ÖVP), ohne darin ein akutes Problem zu sehen. „Wenn wir in Zukunft gefühlvoll weiterwachsen, kommen wir auch mit der Infrastruktur nach.“

In nur zehn Jahren ist die Einwohnerzahl um 31,8 Prozent gestiegen – das ist das prozentuell größte Wachstum oberösterreichweit. „Ur-Schleißheimer“ sind mit rund 250 Personen eine Minderheit. Den Löwenanteil machen die Zuzügler aus, die den kleinen Ort förmlich gesprengt haben. In der Stadt arbeiten, am Land leben: Dieses Argument hat in den letzten Jahren viele überzeugt.

Einwohnerboom

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Dass eine derartige Bevölkerungsexplosion nicht ohne Folgen bleibt, spüren die Schleißheimer erst mit Verspätung. Der Preis für ein Grundstück lag vor fünfzehn Jahren noch bei etwa 60 Euro/, heute zahlt man für den rar gewordenen Baugrund schon bis zu 120 Euro/.  Der Kindergarten läuft über, weiß die Leiterin Karin Langeder, selbst eine Zuzüglerin aus Wels: „Als ich vor zehn Jahren hierher übersiedelt bin, war es noch ruhiger. Mir gefällt, dass es so ländlich und trotzdem zentral ist. Für Kinder ist es wunderbar, hier aufzuwachsen.“ Schleißheim profitiert von seiner geografischen Lage, bestätigt der Bürgermeister. „Ins Welser Stadtzentrum sind es nur fünf Kilometer und an manchen Ecken in Schleißheim fühlt man sich wie mitten im Mühlviertel.“

Schleißheim zeichnet sich durch ein reges Vereinsleben aus, weiß Josef Wespl, der von den Einheimischen „Gmoar Sepp“ genannt und als heimlicher Bürgermeister gehandelt wird. Man trifft sich in Sportvereinen, in der Volkstanz- und Theatergruppe. Die Vereine werden durch die Invasion der Städter zwar bereichert, auf der anderen Seite sei der typisch dörfliche Charakter à la „jeder kennt jeden“ bedroht, meint Wespl.

Schleißheim sorgt „noch“ gut für seine 1233 Einwohner. „Wir haben für eine entsprechende Infrastruktur gesorgt, und das in Eigenregie. Jeder packt mit an, wenn es um das Allgemeinwohl geht“, ist Zauner stolz. Ab 1400 Einwohnern werde es allerdings eng.

Integration

Das Stichwort „Integration“ bekommt in Schleißheim eine neue Dimension: „Es gibt schon einige, die ihr soziales Leben weiterhin in der Stadt pflegen oder unter sich bleiben wollen. Spätestens wenn die Kinder in die Schule kommen, lassen sich die Eltern mehr sehen und das bringt Leben in den Ort“, sagt Wespl. Was er damit meint, zeigt ein Besuch im Kindergarten, dem eine Volksschule und eine Krabbelstube angeschlossen ist. Im Gewusel der Weihnachtsfeier wirken die Schleißheimer wie eine Großfamilie aus Menschen aller Altersgruppen. Die Familie Blaha lebt bereits in vierter Generation in Schleißheim. Heike Blaha habe kurz überlegt, mit ihrer jungen Familie in die Stadt zu ziehen, aber: „Ich wollte dann doch, dass mein Sohn am Land aufwächst. Das ist einfach schöner.“

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