Chronik/Oberösterreich

"Wir haben schon die Nase vorn"

Ingenieur Franz Roither gehört zu jenen Menschen, die man Tüftler nennt. Aber er ist außergewöhnlicher Tüftler, einer von höchstem Niveau. Der 64-Jährige hat 1973 von seinem Vater eine Schlosserei übernommen und daraus einen weltweit erfolgreichen Hersteller von Ballen- und Müllpressen gemacht. Roither Maschinenbau GesmbH nennt sich das Unternehmen, das in Seewalchen im Industriegebiet 11 beheimatet ist, 40 Mitarbeiter beschäftigt und 2012/’13 einen Umsatz von rund sechs Millionen Euro verzeichnete.

Getränkekonzerne

Rund 30 große Maschinen produziert das Unternehmen jährlich, der Exportanteil liegt bei 95 Prozent. Die Produktpalette ist vielfältig. Austropressen heißen die Maschinen, die beispielsweise Getränkedosen mit 80 Tonnen Pressdruck minimieren. Neben den Dosenpressen werden auch kleine Müllpressen hergestellt, Förderbänder, Heu- und Schaumstoffpressen. Internationale Konzerne wie McDonald’s, Coca-Cola, Heineken, Red Bull, Starbucks, OBI Baumärkte oder Rewe International schätzen das Know-how Roithers und verkaufen mit ihren Anlagen die Pressen gleich mit. "Die Dosenproduzenten verschleppen unsere Maschinen in die ganze Welt", erläutert die 27-jährige Tochter Marlene, die für das Marketing verantwortlich ist. Seit 2012 gibt es einen Vertriebspartner in Australien, aktuell werden die Märkte in Brasilien und Thailand aufgebaut.

Die Roithers sind ein Familienunternehmen, jedes Mitglied ist von der Arbeit des Vaters und der Firma bis indie Fingerspitzen überzeugt. Mutter Mathilde Roither (59) fährt auf internationale Messen und setzt sich meist gegen die Konkurrenz durch.

Was macht den Erfolg aus? "Erstens, dass die Produkte aus Österreich kommen, und zweitens die Innovation, die Mitarbeiter und die Fertigung", sagt Marlene. Der Kunde sei König, für jede Anfrage gebe es eine maßgeschneiderte Lösung. Es handelt sich meist um Sonderanfertigung, Flexibilität ist oberstes Gebot.

Sonderanfertigungen

"Unser großer Maschinenpark und gut ausgebildete Fachkräfte ermöglichen eine komplette Produktion hier in Seewalchen", so Franz Roither. "In unseren Geräten steckt enorm viel Know-how. Wir können immer flexibel agieren und reagieren." Die Konkurrenten kämen aus Deutschland und Holland, "wir haben schon die Nase vorn".

Beim Besuch einer Delegation der Wirtschaftskammer erzählt Roither Präsident Rudolf Trauner, seine Sorgen. Da ist zum einen die Bürokratie. "Sie geht ins Uferlose, sie ist wie eine Kopftablette. Wir müssen bereits 20.000 Euro nur für die Überprüfungen durch die Behörden aufbringen."

Konflikte belasten

Das zweite Sorgenkind sind die Auswirkungen internationaler Konflikte. Die Firma hat eine Vertriebsorganisation für den Iran, den Irak und Russland aufgebaut. In Russland habe man eine Million Euro Umsatz gemacht, jetzt seien es nur mehr 20.000 bis 30.000. Russland könne die Devisen nicht aufbringen und "es wird Stimmung gegen europäische Waren gemacht".

Franz Roither wird nächstes Jahr mit 65 zwar offiziell in Pension gehen, will aber weiterarbeiten. Seine Kinder stehen parat, um den Familienbetrieb zu übernehmen und erfolgreich weiterzuführen. Neben Marlene der 24-jährige Lukas und demnächst kommt der 26-jährige Philipp in das Unternehmen.