Chronik/Oberösterreich

Wer will, der kann

„Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen?“

Dieses Zitat des Mathematikers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) stellt Leo F. Aichhorn seinem soeben erschienen Buch Geschichten, die Mut machen (Novum-Verlag) voran. In der Einleitung zitiert er weiters den römischen Schriftsteller und Philosophen Seneca mit dem Satz "Wer will, der kann, wer nicht will, muss". Der Autor zeigt, dass der Wille ein entscheidender Faktor für das Erreichen von Zielen ist. Er schlüpft als Martin in die Rolle eines Bauernjungen, der die Entwicklung seiner Eltern, seiner Familie und seiner sozialen Umgebung in den vergangenen hundert Jahren in Oberösterreich erlebt. Und dieses Leben war hart und mühsam, was man sich heute nur mehr schwer vorstellen kann.

Über das Leben am Land

„In den Gesprächen mit meinen Enkeln habe ich festgestellt, dass sie sehr daran interessiert sind, wie es früher war. Sie können sich kaum vorstellen, wie so ein Leben am Land war“, erläutert Aichhorn die Motivation für sein Buch. Ursprünglich wollte er mit „Wer will, der kann“ titeln, aber der war schon vergeben. „Ich will das Positive hervorheben. Ich will zeigen, wie es früher gewesen ist und dass die Menschen es trotzdem geschafft haben. Ich will der Jugend Mutmachen für die neuen Herausforderungen.“

Ludwig sucht eine Frau

Das kann man am Beispiel der Suche nach einer Frau (Seite 18) lesen: „Nach Jahren in der Fremde und vor dem Nichts zu Hause war für Ludwig ein Neubeginn alternativlos – beruflich und familiär. Bekanntlich gab es nach dem Krieg keine Online-Partnerbörsen, wo man sich zwischen Hunderten von Frauen und Männern entscheiden kann. Die spärlichen Veranstaltungen und Personen mit häufigen Hauskontakten waren wesentliche Vermittler bei der Suche nach einem geeigneten Partner oder einer geeigneten Partnerin. Nicht selten hatten beispielsweise Schweinehändler nicht nur Kenntnis über den Schweinebestand an einem Bauernhof, sondern auch über die eine oder andere Heiratspartie. Vor allem deshalb, weil zu diesen Zeiten nicht die Charaktereigenschaften einer Frau oder eines Mannes im Vordergrund standen, sondern die Größe des bäuerlichen Betriebes und die damit verbundene Mitgift. Die persönlichen Wünsche und Eigenschaften der Partnerwahl wurden als vernachlässigbar angesehen, da sie von der künftigen schweren Arbeit überlagert wurden. Ludwig ging den traditionellen Weg und lernte über eine Tanzveranstaltung in der nach Umgebung Johanna kennen. Johanna war um ein Jahr älter als Ludwig und entstammte einer Großfamilie mit elf lebenden Kindern......Johanna zählte mit ihren 160 cm nicht zu den größten Frauen, aber sie war hübsch mit braunen, langen Haaren und einem Energiebündel mit enormer Schaffenskraft. Als sich Ludwig und Johanna erstmals sahen, war es Liebe auf den ersten Blick. Erst später erfuhr Ludwig, dass Johanna bereits einen einjährigen Sohn namens Andreas hatte. Mit Johanna, ihren Eltern und Geschwistern kam Ludwig in eine große Familie, die ihm so fehlte.“

Karriere im Landesdienst

Aichhorn (71), der Karriere im Landesdienst gemacht hat und die oberösterreichische Umweltakademie aufgebaut hat, ist mit dem Buch ein Wurf gelungen. Es ist spannend zu lesen, der Leser erfährt viel über die Umstände der Zeit. Es gibt anhand der menschlichen Schicksale einen guten Überblick über die gesellschaftlichen Entwicklungen, denen sich die Menschen stellen mussten und müssen. Das Leben ist heute ganz anders als früher. Ist es besser? Ja, das ist es. Es ist trotz aller Probleme eine Entwicklung zum Positiven.