Chronik/Oberösterreich

"Ungebetene Gäste" als reichhaltiger Festivalstoff

Ein wachsamer Rottweiler ziert das Event-Plakat. Dazu verheißt der Festivaltitel "Ungebetene Gäste" wenig Einladendes. Das diesjährige "Festival der Regionen", das von 30. Juni bis 9. Juli in Marchtrenk stattfindet, wird mit Provokationen und einer hochbrisanten Problematik beworben. Augenzwinkern, Humor oder auch Groteske sollen im bunten internationalen Kunstprogramm dennoch mehr als die 18.000 Zuseher anlocken, die beim Regionsfest vor zwei Jahren in Ebensee gezählt wurden.

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"Bedauerlicherweise ist das Thema hochaktuell", begründet der künstlerische Leiter Gottfried Hattinger die Wahl des Festivalthemas. Aspekte des Flüchtens, des Eskapierens, der Mobilität, der Gastfreundschaft und der Feindseligkeiten machen hellhörig. 280 Künstler aus 26 Ländern wollten sich mit dem Motto oder der Identität von Marchtrenk auseinandersetzen. 30 Projekte mit rund 100 Akteuren werden realisiert.

Veranstaltungsort

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Die Stadt im Hausruckviertel ist als Austragungsort eine ideale Basisstation. Verdreifachte sich doch die Einwohnerzahl nach dem Zweiten Weltkrieg binnen weniger Jahre auf rund 8000 Bewohner, nachdem sich hier massenhaft volksdeutsche Flüchtlinge aus dem Osten ansiedelten. Auch sie erlebten zum Teil rechte massive Hürden bei der Integration. Mittlerweile leben 13.000 in der modernen Stadt. Im Vorjahr heimste sie sogar den "Großen Österreichischen Gemeindepreis" des Innenministeriums ein. Marchtrenk beherbergt mit 167 Flüchtlingen alleine die Hälfte aller Asylwerber des Bezirks Wels-Land. "Wir hatten noch keine Probleme", versichert Bürgermeister Paul Mahr, SPÖ. Viele werden das Kulturspektakel offen empfangen, viele auch kritisch dazu stehen, weiß er.

Den Dialog befeuern wird eine Volksbefragung zur Frage: "Soll die Kunst kommen oder bleiben wo der Pfeffer wächst?" Unabhängig vom Ausgang werde man bleiben, meint Hattinger schmunzelnd. Schon im März gibt’s ein Mitmach-Foto-Shooting.

Leuchtturm

Geboten wird einiges mehr: So wird das Wahrzeichen der Stadt, der Wasserturm, aus dem einst Kriegsgefangene versorgt wurden, die Rolle eines Leuchtturms einnehmen. In einem "Klingenden Haus" werden Instrumente aus alten Einrichtungsutensilienen erklingen. Gärten der Stadt bekommen die Rolle von Mikrostaaten, in denen ungebetene Lebewesen analysiert werden. Die Künstlerin Lena Lapschina wird ihre Reiseerzählungen an Hauswände malen. Eine Autostopperin sucht nicht die Mitfahrgelegenheit, sondern will ihre Geschichten erzählen. Spektakulär der Auftritt der Kunstuni Linz. Mitten in der Stadt errichten Studenten ihren Campus, in der Mensa werden auch Gäste versorgt.