Stollen der Erinnerung in Steyr
Im Herbst 1943 trieben Zwangsarbeiter einen 140 Meter langen, hufeisenförmigen Stollen in die Konglomeratwand unter dem Schloss Lamberg im Zentrum von Steyr. Die Anlage diente der Bevölkerung in den letzten Kriegsjahren als Luftschutzbunker. 70 Jahre später ist der Luftschutzbunker zu einem Ort der Erinnerung an die Schicksale der Zwangsarbeiter geworden und zu einem Mahnmal für die Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus, die auch in der Industriestadt Steyr allgegenwärtig waren.
Am Freitag wurde die von Bernhard Denkinger gestaltete Schau mit einer Feier im Museum Arbeitswelt eröffnet. Interessierte konnten danach erstmals die Ausstellung im Stollen besichtigen. Sie vereint Fotos, Dokumente, Zeichnungen, Originalgegenstände und Zeitzeugenberichte aus den Jahren 1938 bis 1945. „Der Stollen ist ein sehr authentischer Ort, weil er von Zwangsarbeitern errichtet wurde“, sagt Karl Ramsmaier, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Steyr. In der Enge und Kälte des ehemaligen Bunkers könne man jetzt Aspekte der NS-Zeit Revue passieren lassen, die lange unsichtbar waren.
300 kamen ums Leben
Ramsmaier kam im Jahr 2003 die Idee für das Museum im Inneren der Konglomeratwand an der Steyr. In den vergangen Jahren stellte er die Ausstellung mit seinen Mitstreitern vom Mauthausen-Komitee zusammen. Die Recherche befasste sich eingehend mit dem Schicksal der Tausenden Zwangsarbeiter, die in Steyr gezielt in der Rüstungsindustrie eingesetzt wurden. Vom 14. März 1942 bis zum 5. Mai bestand im Stadtteil Münichholz ein Nebenlager des KZ Mauthausen. Außer republikanischen Spaniern befanden sich dort sowjetische, polnische, jugoslawische, französische und ab Herbst 1944 auch jüdische Gefangenen. Sie wurden als Zwangsarbeiter bei der Produktion von Flugzeugmotoren und Wälzlagern sowie beim Bau von Straßen, Fabriken und Luftschutzstollen eingesetzt. Mindestens 300 kamen dabei ums Leben.
Im April 1945, knapp vor Kriegsende, stieg die Zahl der Zwangsarbeiter in Steyr auf über 3000. Sie wurden von Ostösterreich über Mauthausen in die Stadt getrieben – viele von ihnen sollten den Tag der Befreiung am 5