Sonnberg-Kalbfleisch ist das Bioprodukt des Jahres 2022
„Das ist eine tolle Bestätigung für unser stetiges Bemühen um ein Mehr an Tierwohl in der Landwirtschaft“, sagt Manfred Huber. Und: „Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass bestes Bio-Kalbfleisch eine gesunde Farbe haben darf und als besonders saftig und aromatisch beschrieben wurde.“ Huber ist Geschäftsführer von Sonnberg Biofleisch in Unterweißenbach (Bez. Freistadt). Das Unternehmen darf sich mit dem Titel „Bio-Produkt des Jahres 2022“ schmücken.
Bester unter 65 Bewerbern
Die Auszeichnung wird seit 2018 von BIORAMA, BIO Austria und von der Messe Wieselburg vergeben. 65 Produkte aus allen neun Bundesländern kamen diesmal in die engere Wahl, aus ihnen wählte eine Fachjury die Sieger aus. „Die prämierten Produkte spiegeln die hohe Qualität biologischer Lebensmittel wider“, sagt Gertraud Grabmann, Obfrau von BIO AUSTRIA. Dies wiederum sei Beleg für die Innovationskraft der Biobäuerinnen und Biobauern sowie der Verarbeitungsbetriebe.
Sonnberg ist der größte 100-Prozent-Biofleischer Österreichs. Gegründet wurde das Unternehmen 2004 von Fleischhauer Wolfgang Fürst (67) und vom Landwirt Manfred Huber (57). Sie sind die Gesellschafter. In drei Bauetappen ist der Betrieb zu jetziger Größe angewachsen. Pro Jahr werden an die 30.000 Tiere verarbeitet. Die Produktpalette ist vielfältig: Neben Fleisch vom Rind, Kalb, Schwein und Lamm gibt es Schinken, Geselchtes, Salami, Leberkäse und allerlei Wurst. Obendrein Geflügel und Fisch.
Das Mühlviertel habe sich als Standort angeboten, argumentiert Huber. Immerhin habe die Region den höchsten Anteil an Bio-Bauern in Oberösterreich und den zweithöchsten bundesweit. Biologische Landwirtschaft habe hier eine lange Tradition und sei zugleich Ausdruck eines neuen, starken Selbstbewusstseins der bäuerlichen Bevölkerung. Dahinter steht das Wissen, dass Qualität nicht von selbst passiert. Bio-Landwirtschaft bedeutet mehr Zeit- und Arbeitsaufwand. Das wiederum erfordert faire, langfristige Kooperationen, die den Landwirten Perspektive geben.
"Zahlen um 80 Prozent mehr"
Fairness ist in erster Linie eine Frage des Geldes. „Wir zahlen um fast 80 Prozent mehr“, sagt Huber. Damit werde den Bauern zumindest abgegolten, dass sie die Milch an die Kälber verfüttern und nicht verkaufen. Die Mehrarbeit bleibt ihnen ohnedies. Sonnberg verkauft österreichweit sowie in Bayern und Südtirol querbeet: Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie, Großküchen, kleine Bioläden. Neben dem Geschäft in Unterweißenbach gibt es drei eigene Filialen in Wien. Wer in und um Schönau in Mühlkreis vergessen hat, sich für das Wochenende einzudecken, kann das am Automaten nachholen. Und es kann online bestellt werden. Ab einem Warenwert von 69 € ist der Versand gratis. Die Lieferung erfolgt am nächsten Tag in gekühlten Mehrwegboxen, die umgehend retourniert werden.
Die jetzt prämierte Marke „Ich bleib am Hof“ steht für das neueste Produkt von Sonnberg. Das Kalbfleisch stammt von Höfen, die ihre Kälber mit hofeigener Biomilch aufziehen und keine Milchaustauscher verwenden. Die Betriebe verpflichten sich zu artgerechter Haltung und dazu, dass kein Kalb in den Export geht. Die Tiere irgendwohin in Europa oder darüber hinaus zu verfrachten, wo nicht klar sei, wie es um Tierschutz und Schlachtbedingungen bestellt ist, hält Huber für „den größten Unfug“. Ziel von Sonnberg ist laut Huber, das Bewusstsein für den Wert biologisch und regional hergestellter Lebensmittel zu stärken. Und dafür, dass das seinen Preis hat.
Doppelt so hoher Preis
„Unser Fleisch kostet um etliches mehr, in jedem Fall das Doppelte.“ Doch das entspreche dem Trend zum Weniger und dafür Besser. „Die Leute sind immer mehr bereit, mehr Geld für Qualität auszugeben.“ Die Güte des eigenen Bio-Kalbfleisches zeige sich in seiner rosaroten Färbung, sagt Huber und räumt mit einem Klischee auf: „Weißes Kalbfleisch ist eigentlich Folge einer Mangelernährung.“
Sonnberg als Erlebniswelt
Sonnberg ist als Erlebniswelt konzipiert, in der sich alles um das Thema Bio dreht. So wird im „Wurst-Kino“ über die Grundsätze biologischer Landwirtschaft sowie die Erzeugung informiert. Zum Beweis für respektvollen Umgang mit den Tieren gibt es in der Schaufleischerei eine „gläserne Schlachtung“: Jeweils donnerstags um 11 Uhr kann im Rahmen einer Führung der Vorgang beobachtet werden. Letztendlich geht es um Genuss.
Erste Verkaufsfiliale im Wiener 19. Bezirk
So gibt es einen „Speckhimmel“. Zwischen dunklem Granit und leuchtenden Sternen reifen Speckseiten, die fein aufgeschnitten serviert werden. Im Bio-Restaurant können die Besucher unter dem originellen „Kuhglockenrondell“ die Produkte verköstigen. Apropos Firmenname. Der bezieht sich nicht auf das Mühlviertel, sondern kommt vom Sonnbergplatz in Wiens 19. Bezirk. Dort hat der Bio-Bauer Manfred Huber seinerzeit die erste Verkaufsfiliale eröffnet.