Chronik/Oberösterreich

„Skurrile Ideen“ für Hitlerhaus: Enteignung und Abriss kein Thema

Seltsame Blüten treibt die Debatte um das leer stehende Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau: Während in der Innviertler Kleinstadt langsam ein Arbeitskreis zu diesem Thema auf Schiene gebracht wurde, melden sich sogar schon Politiker aus Russland zu Wort.

Franz Klinzewitsch, Abgeordneter der Regierungspartei Einiges Russland, will das umstrittene Hitlerhaus kaufen und abreißen lassen. Rückendeckung gibt ihm der kommunistische Abgeordnete Wadim Solowiew. „Alles, was mit dem Andenken des Faschismus zu tun hat, muss von der Erdoberfläche getilgt werden“, meint er.
Hierzulande erregt dieser Ansatz zur Geschichtsaufarbeitung nur Kopfschütteln. Weder Bürgermeister Hannes Waidbacher (ÖVP), noch das Innenministerium wollen diese „skurrile Idee“ kommentieren. Das Gebäude in der Salzburger Vorstadt in Braunau stehe – wie viele Bauten in Braunau – ohnehin unter Denkmalschutz, erklärt Landeskonservatorin Ulrike Knall-Brskovsky. „Außerdem entfernt man Geschichte nicht, indem man die Zeugen entfernt.“

Symbolischer Abriss

„Grundsätzlich kann ich der Symbolik eines Abrisses schon etwas abgewinnen“, scherzt der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Harry Buchmayr. Er plädiert jedoch für eine „intelligente Lösung“, die am 20. November in einer Sitzung des Braunauer Arbeitskreises erörtert werden soll. „Natürlich wünschen wir uns, dass sich dann endlich die Hausbesitzerin zu Wort meldet.“

Gerlinde Pommer hält sich nach wie vor bedeckt. Sie bezieht monatlich Miete vom Innenministerium, das einen unbefristeten Vertrag hat. Hinter vorgehaltener Hand sprechen die Braunauer mittlerweile davon, Pommer enteignen zu wollen, da sie jeglichem Fortschritt im Wege stehe.

Eine Enteignung oder ein Abriss seien für das Ministerium aber kein Thema, stellt Sprecher Karl-Heinz Grundböck klar. „Das primäre Ziel ist es, fragwürdige Umtriebe im Hitler-Geburtshaus zu verhindern. Und das tun wir als Hauptmieter.“
Der Streit um die Weiterverwendung schwelt seit einem Jahr, als eine Behindertenwerkstätte ausgezogen ist. Andreas Maislinger vom Verein für Zeitgeschichte engagiert sich für seine Idee, das „Haus der Verantwortung“. Sein Statement zur derzeitigen Aufregung: „Die Tatsache, dass so ein Unsinn die Runde macht, ist ein Zeichen, dass man die Sache endlich konkret angehen muss.“