Der Streit um die Kekse
von Christa Koinig
Wenn ihr glaubt, bei uns herrscht immer Wonne und Grießschmarr’n, dann täuscht ihr euch gewaltig. Auch bei uns kracht es hie und da, dass die Fetzen fliegen. So wie neulich, da sind wir uns kräftig in die Haare geraten, der Kasperl und ich. Es waren nämlich alle Kekse aus der Speisekammer plötzlich weg. Kasperl hat gemeint, ich hätte sie gestibitzt. Ich wiederum hab’ geglaubt, Kasperl hätte sie aufgegessen. Normalerweise geht Omama dazwischen und schlichtet unsere Streiterei. Aber diesmal hatte sie keine Zeit, denn sie musste sich um unsere kranke Katze kümmern. Sie lag nämlich nur mehr herum, wollte nichts fressen und hat jämmerlich vor sich hin miaut. Also ist Omama mit ihr zum Tierarzt gefahren.
Nicht im Streit auseinandergehen
Etwas später kam Kasperl aus der Küche und hat sich mit einer Serviette den Mund abgewischt. „Ha! Ertappt!“, sagte ich, und er drauf „wobei ertappt?“ „Du hast gerade ein Keks gegessen!“ „Es sind doch gar keine Kekse mehr da, eine Banane hab’ ich gegessen!“, fauchte Kasperl zurück und wollte gerade wieder wütend zur Tür hinaus gehen, als Omama zurückkam und recht zufrieden aussah. „Der Katze fehlt nichts. Sie hatte Bauchweh. Sie war es, die alle Keks aufschnabuliert hat.“ Aber dann hat sie unsere zornigen Gesichter gesehen und gleich gewusst, was los war. „Zankt euch doch nicht schon wieder. Versöhnt euch lieber!“ „Jaja, machen wir morgen,“ hab’ ich gesagt, bin aus dem Zimmer gegangen und hab’ hinter mir die Tür zugeknallt. „Komm sofort zurück!“ hat Omama streng gerufen. „Jetzt reicht euch die Hände! Und merkt euch eines: Man darf niemals im Streit auseinandergehen, wer weiß, was morgen ist.“
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters