Chronik/Oberösterreich

Samstagabend: 678 Notrufe in drei Stunden

"Der Juni hatte es in sich." Spektakuläre Großbrände, eine Unzahl an Unwetter-Einsätzen, dazu die täglichen Rettungseinsätze nach Unfällen: Oberösterreichs Feuerwehren rückten im vergangenen Monat überdurchschnittlich oft in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Landesfeuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner kann aber bei immer schwieriger werdenden Herausforderungen auf ein funktionierendes flächendeckendes Netz an Freiwilligen zurückgreifen.

Der Juni sei das beste Beispiel dafür "wie sich das Einsatzbild in den vergangenen Jahren verändert hat", analysieren Kronsteiner und sein Stellvertreter Robert Mayer. Früher habe man vor Hochwassereinsätzen eine gewisse Vorlaufzeit gehabt. "Das ist heute völlig anders. Es ist unberechenbar, wo Gewitterfronten wirklich niedergehen. Es kann am Schlag im ganzen Land drunter und drüber gehen oder nur in einzelnen Landstrichen", schildert Kronsteiner.

Notrufe

Exemplarisch nennt er den Samstag, den 25. Juni. In den Bezirken Rohrbach, Schärding, Wels-Land oder auch im Salzkammergut heulten die Sirenen fast auf Dauerton. "Innerhalb von drei Stunden haben wir es mit 678 Notrufen zu tun gehabt", rechnet der Feuerwehrchef vor. Zwischen 20 Uhr am Abend und 20.15 galt es, nicht weniger als 67 Alarmierungen aufzunehmen und zu koordinieren. "In der Praxis bedeutet es in solchen Fällen, dass hinter einer Alarmierung noch eine zusätzliche Zahl an Einsätzen steckt", erklärt Mayer. Oft rufen Geschädigte direkt beim Kommandanten an. Einsatzkräfte am Weg zur Ausrückung bringen bei Unwetterereignissen meist weitere Einsatzziele mit.

In der Einsatzstatistik der 918 freiwilligen Feuerwehren im Land zeigt die Zahl der Ausrückungen steil nach oben. Mehr als 60.000 Einsätze und Sicherheitswachen mussten die knapp 65.000 aktiven Feuerwehrmitglieder 2015 bewältigen. Die Zahl der Einsatzstunden stieg gegenüber 2014 um 76.031 Stunden auf 530.210. An die Rekordmarke des Hochwasserjahres 2013 mussten sich die Helfer zum Glück nicht herantasten: Damals waren es 836.518 Einsatzstunden.

Um die Herausforderungen zu bewältigen, sei das Freiwilligensystem immer mehr gefordert, schildert Kronsteiner. Die Verfügbarkeit der Mannschaften an Wochentagen während der Arbeitszeit sei regional oft ein wahrlich brennendes Thema. "Aber wir haben eine gesunde Dichte an Wehren. Gibt’s beim einen Probleme, rückt der Nachbar mit aus", berichtet der Kommandant.

Bewusstsein

Gefordert sind die Feuerwehr-Offiziere auf Landes- und Bezirksebene in den Chefetagen der Betriebe und im öffentlichen Dienst Bewusstsein für die Einsatzbereitschaft von Feuerwehrleuten zu schaffen. "Die Statistik zeigt, dass ohnehin nur 26 Prozent aller Einsätze in die Arbeitszeit fallen. Es ist so wichtig, dass Arbeitgeber Verständnis zeigen. Ich finde, dafür sollte es für die Betriebe steuerliche Vorteile oder andere Vergünstigungen geben. Von der Freiwilligenarbeit profitieren alle Teile der Gesellschaft." Für die Fluteinsätze 2013 haben sich FF-Mitglieder in OÖ 9000 Urlaubstage genommen.

Trotz Belastungen mangele es nicht an Freiwilligen, ist Kronsteiner stolz. Der Zuzug zur Feuerwehrjugend (derzeit 9500 Mitglieder) ist ungebrochen. Allein in OÖ sind 37 Prozent aller österreichischen Jung-Florianis engagiert. Derzeit fiebern die Mädeln und Burschen, wie auch die Aktiven den Landesbewerben in Frankenburg/Hausruck am kommenden Wochenende entgegen. 2000 Wettkampfgruppen sind am Start. In der Linzer Landeszentrale läuft indessen ein Bauprojekt im Millionenbereich an. Investiert wird in die Alarmzentrale und in neue Schulungssäle.