Chronik/Oberösterreich

Rennski für Europa, Rocker für USA

Ab 4. Februar werfen sich bei der Ski WM in Schladming die weltbesten Alpin-Rennläufer an die Kippstangen auf der Planai. Tausende Zuschauer werden die Athleten mit lautem Jubel ins Ziel tragen. Und vielleicht können sich Asse wie Ivica Kostelic oder Manfred Mölgg mit ihren Fischer-Skiern aus dem Innviertel einen Platz am Podest sichern und ihre Bretter in die Kamera halten.

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Auf das aktuelle Geschäft der Firma Fischer Sports GmbH mit Sitz in Ried im Innkreis hat das Großereignis jedoch eher wenig Auswirkungen. „Es ist nicht so, dass am Tag nach dem Rennen die Telefone läuten“, erklärt Fischer-Geschäftsführer Franz Föttinger. Denn eigentlich sei die Verkaufssaison schon fast wieder vorbei. Aber die WM sei wichtig, um die Marke sichtbar zu machen.

Wetterabhängig

Rund eine Million Paar Ski für den Alpin- und Langlaufsport presst die 1800 Mitarbeiter zählende Firma in ihren Werken in Ried und Mukachevo in der Ukraine. Die genaue Verteilung bleibt geheim. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen aus dem Innviertel einen Umsatz von 186 Millionen Euro. Heuer werden es mit rund 170 Millionen etwas weniger sein. „Das sind Schwankungen, mit denen die Branche lebt.“ Wichtiger Faktor sei das Wetter. Und wenn Ende Februar der Winter noch einmal kräftig anziehe und viel Schnee bringe, dann sei noch mehr möglich. Kernmarkt des Unternehmens ist im Alpinbereich Mitteleuropa, beim Langlaufen sind es vor allem die skandinavischen Länder, Russland und Deutschland.

In Frankreich spielt Fischer noch eine eher untergeordnete Rolle. Hier rechnet sich Föttinger zukünftig aber gute Chancen auf Wachstum aus. Und auch den weltgrößten Skimarkt, den US-amerikanischen, hat Fischer in Angriff genommen. Der unterscheide sich von dem in Mitteleuropa. Deshalb fährt das Unternehmen hier eine andere Strategie. „Die Nachfrage geht hier zu breiteren Rocker-Skiern (bunte Bretter, deren Enden nach oben gebogen sind, und besonders für den Tiefschnee geeignet sind, Anm.).“

Im Gegensatz zum Heimatland des Unternehmens sei in den Staaten der Rennsport eine Randerscheinung. „Darum sind hier auch die Produkte und Athleten anders. Während wir in Österreich auf die Alpin-Rennfahrer setzen, sind es in den USA die Freestyle- und Freeski-Athleten.“ Und statt des hierzulande vielbeachteten Ski-Weltcups werden in den USA die X-Games, die größte Extremsportveranstaltung, ins Auge gefasst.

Generell hat die Skiindustrie schon einmal bessere Zeiten gesehen. Viele Menschen können oder wollen sich die Ausflüge in den Schnee nicht mehr leisten. Immer weniger Kinder nehmen an Schulskikursen teil. Ob diese Entwicklung Föttinger Sorgen bereite? „Das Skifahren ist in Mitteleuropa immer noch ein Volkssport.“

Förderungen

Die Ausrüstung selbst sei auch nicht teuer. Was eher ins Gewicht schlage, seien die Unterbringung und die Liftkarten. Um dem zunehmenden Desinteresse entgegenzusteuern, haben sich die Ski-Erzeuger mit der Tourismusbranche zusammengeschlossen. Sie fördern Skikurse oder statten Schulen mit günstigen Brettern aus. „Wir sitzen alle in einem Boot.“

Erfolge feiert die Firma derzeit mit den Alpin-Skischuhen des Modells Vacuum. „Diese Innovation schlägt gerade voll ein.“ Hier wird die aus einem speziellen Kunststoff gefertigte Außenhülle des Schuhs erwärmt und an den Fuß angepasst. Doch der Markt sei heiß umkämpft. „Es geht um Verdrängung nicht durch den Preis, sondern durch Innovation.“ Im Jahr 2004 fing das Unternehmen – durch die Erfolge im Langlauf-Bereich beflügelt – an, selbst Stiefel zu entwickeln. Bei den Schuhen für die nordische Sportart ist das Innviertler Unternehmen Weltmarktführer. Aktuell mache die Schuhproduktion 50 Prozent der hergestellten Skimenge aus.