Präsident des Meisters plant doppelt
Schon bald könnten Linzer Fußballerherzen mehrmals im Jahr deutlich schneller klopfen. Denn heiße Derbys der beiden Traditionsvereine LASK und Blau Weiß Linz in der Ersten Liga sind zum Greifen nahe. Der Gemütszustand von Blau-Weiß-Präsident Hermann Schellmann ist dennoch nicht so rund wie die Lederkugel seiner Kicker. "Trotz der tollen Leistung und dem frühen Meistertitel noch immer nicht zu wissen, ob wir in der Ersten Liga dabei sind, ist eine typisch österreichische Situation", übt er Kritik am Relegationssystem der Bundesliga.
Mit zehn Punkten Vorsprung auf Hartberg den Meisterteller der Regionalliga vorzeitig in den Donaupark geholt zu haben, bedeutet für die Blau Weißen nur einen Etappensieg. Dem Meister stehen nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit noch zwei harte Relegationsspiele um den Aufstieg ins Haus.
Relegation
Die Chancen gegen West-Meister Wattens schätzt Schellmann mit "fünfzig zu fünfzig" ein. Sollte allerdings die Liga-Kommission der Austria Klagenfurt auch in dritter Instanz die Lizenz für die Erste Liga verwehren, sind die Linzer automatisch oben. "Diese Entscheidung fällt am 31. Mai. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zweispurig zu planen", schildert Schellmann die Lage. Für einen Aufsteiger in die von Haus aus anspruchsvolle zweithöchste Spielklasse ist das eine beträchtliche Belastung, meint der Klub-Chef. Kleiner Vorteil für die Linzer: Schellmann sammelte als Vereinsboss schon Erfahrung in der Ersten Liga. Dort war Blau Weiß auch schon 2011 und 2012 vertreten.
Im Zentrum aller Planungen steht natürlich die Mannschaft und deren Leistung bei den Relegationsspielen am 6. und am 9. Juni. Beim ersten Spiel daheim, werde es im Donaupark sicher brodeln, ist der Präses überzeugt. "Tagesverfassung, Glück und Pech spielen da eine Rolle. Aber wir haben ein gutes, junges Team, das es wissen will", sieht Schellmann die sportliche Zukunft positiv. Mit dem Altersdurchschnitt von 22 Jahren weise man den jüngsten Kader in der Regionalliga auf.
Planung
Gelingt dem Team um Blau-Weiß-Trainer Willi Wahlmüller der große Coup, sei man gerüstet, ist der Präsident überzeugt. Sportlich lässt sich er sich nicht in die Karten schauen. Natürlich müsse man für die Erste Liga den Kader erweitern. Rund fünf neue Spieler dürften es schon werden, schätzt Schellmann. Auch etliche Abgänge könnte es im Falle des Aufstiegs geben. Die Ligavorgabe, einen Kader von "Nicht-Amateuren" unter Vertrag zu haben, werde man erfüllen. Laut dem Präses beschäftigt der Klub derzeit vier Vollzeitprofis.
Die nötige Aufstockung des Budgets von einer Million auf 1,7 Mio. Euro ist laut Schellmann machbar. 70 Prozent der Mehrkosten kämen allein durch die TV-Prämien herein. "Natürlich rechnen wir auch mit einem beträchtlich höheren Zuschauerschnitt", sagt er. Momentan kommen durchschnittlich 1000 Fans zu den Heimspielen. Zwischen 5000 und 8000 sollten es dann bei Derbys gegen den Lokalrivalen LASK schon sein, glaubt Schellmann. Bei den Erste-Liga-Matches vor vier, fünf Jahren wurden auch gelegentlich mehr als 12.000 gezählt.
Großer Wermutstropfen für die Blau Weißen ist, dass ihr Heimstadion an der Donaulände nicht für die Bundesliga tauglich ist. Also muss für die 18 Heimspiele in der Meisterschaft die Gugl gemietet werden. "Ohne Kosten für Ordner und Polizei fällt da jedes Mal eine Miete von 12.000 Euro an", rechnet der Klub-Boss vor.
Verhandlungen
Doch Schellmann setzt auch auf Verhandlungen mit dem städtischen Stadionbetreiber LIVA. Der Verein rechnet sich Chancen aus, vielleicht selbst den Kantinenbetrieb bei den eigenen Matches übernehmen zu dürfen. Der langjährige Stadionwirt habe den Vertrag gelöst, weiß der Fußballmanager. Vorstellig werden will Schellmann nach dem Relegationssieg auch bei den Sponsoren. An die 20 Firmen, darunter auch Schellmanns eigene, die Spedition "SedPack", sind die blauweißen Stützen. Als bundesweites Schaufenster sei die Erste Liga gut geeignet.
Ebenfalls klingeln würde auch das Telefon beim Linzer Bürgermeister Peter Luger. Vielleicht ist bei dem bekennenden "Blau Weißen" doch eine etwas höhe Subvention zu holen als bisher, so der Präsident schelmisch.