Chronik/Oberösterreich

Polizei verhindert Kindesentführung

vonwolfgang atzenhofer Der richtigen Vorahnung von Beamten der Bundespolizei am Flughafen München verdankt es eine Mutter aus Leonding, Oberösterreich, dass sich ihr Noch-Ehemann am Freitag nicht mit den beiden gemeinsamen Kindern nach Tunesien absetzen konnte.
In buchstäblich letzter Minute war den Polizisten bei einer routinemäßigen Ausreisekontrolle der 51-jährige Mann mit dem fünfjährigen Mädchen und dem zweijährigen Buben aufgefallen.
Seine Antworten warum seine Ehefrau und Mutter der Kinder nicht dabei sei, machten die Uniformierten stutzig. Er müsse wegen eines plötzlichen Todesfalls in der Familie nach Tunis fliegen, schilderte der Leondinger den nachforschenden Polizisten. Die Mutter sei bereits nach Tunesien geflogen, berichtete der 51-Jährige weiters. „Bei Kindern haben wir europaweit die Pflicht genauer hinzusehen. In diesem Fall hatte der Kollege das richtige Gespür“, berichtet Christian Köglmeier von der Bundespolizei in Bayern.
Eine Einverständniserklärung der Mutter, wie sie Elternteilen von den Behörden mittlerweile empfohlen wird, wenn sie alleine mit Kindern reisen, konnte der Oberösterreicher ebenfalls nicht vorweisen, schilderte Köglmeier.
Letztendlich stellte sich heraus, dass der gebürtige Tunesier mit österreichischer Staatsbürgerschaft die beiden Kinder ohne Erlaubnis der Mutter in die frühere Heimat bringen wollte. Als die Beamten auf kurzem Wege überprüften, ob diese in den vergangenen Tagen tatsächlich nach Tunis gereist war, stellten sie fest, dass die Frau in keinem derartigen Flug eingetragen war.
KindesmutterDann flog die mutmaßlich beabsichtigte Kindesentziehung des Mannes auf. Die Kontrollbeamten nahmen mit Kollegen des Polizeikooperationszentrums in Passau Kontakt auf. Dort war just zur selben Zeit bereits eine Meldung über eine Anzeige auf der Polizeiinspektion in Leonding bei Linz eingegangen. Dort war nämlich die 29-jährige Mutter der Kinder aufgetaucht und hatte den Verdacht geäußert, dass ihr Ehemann mit den Kindern untergetaucht sein könnte.
Er hätte die zwei vom Kindergarten abholen sollen, war dann aber nicht mit ihnen nach Hause gekommen. Zudem hätten daheim die Reisepässe und eine größere Summe Geld gefehlt. Als Grund für ihren Verdacht nannte die Frau die bevorstehende Scheidung.
Als die Polizisten am Münchener Flughafen diese Informationen erhielten, handelten sie umgehend. Sie nahmen den Mann fest und kümmerten sich um die beiden Kinder.
In Oberösterreich setzte sich die Mutter sofort in den nächsten Zug und machte sich auf den Weg zu den Kleinen. Kurz vor Mitternacht kam die Frau am Flughafen an und konnte die zwei in ihre Arme schließen. Der 51-jährige Verdächtige wurde bei der Staatsanwaltschaft Landshut angezeigt und dann auf freien Fuß gesetzt. Er kündigte an, alleine nach Tunesien reisen zu wollen. Ob es zur Anklage kommt, war vorerst nicht klar.