Chronik/Oberösterreich

Pflegekräfte wollen 50 Mio. € mehr

Es ist die nächste Herausforderung für die öffentlichen Budgets: Nachdem sich Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) am Wochenende mit der Ärztekammer auf ein neues Gehaltsmodell für die Spitalsärzte geeinigt hat, drängt auch das Pflegepersonal auf rasche Verbesserungen. Während das Ärztepaket 20 bis 25 Millionen Euro frisches Steuergeld kostet, könnten für Krankenschwestern und Co. mehr als 50 Millionen pro Jahr fällig werden.

In Oberösterreichs Krankenhäusern (gespag, Ordensspitäler, AKh Linz) sind aktuell knapp 10.000 Personen in der Pflege beschäftigt. Sie verdienen rund 20 Prozent weniger als ihre Berufskollegen in Niederösterreich oder Vorarlberg, behauptet Branko Novakovic, Betriebsratschef im Linzer AKh. Würde man die Gehälter anpassen, ergebe sich brutto ein Plus von durchschnittlich 400 bis 500 Euro.

Mehr Personal

Hochgerechnet auf alle Spitäler wären das jährlich Mehrkosten von insgesamt 56 bis 70 Millionen Euro. "Das ist allerdings unsere Maximalforderung", sagt Novakovic dem KURIER. Es gehe nicht nur um eine gerechtere Entlohnung, sondern auch um mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen. "Wenn eine Nachtschwester alleine für 30 Patienten zuständig ist, ist das schon eine krasse Geschichte."

Die Gehaltsverhandlungen sollen wie geplant im März starten. Bis dahin werden Vergleichsdaten erhoben. Landeshauptmann Pühringer kündigte auch Gespräche mit Städte- und Gemeindebund sowie den Gemeindereferenten an. Schließlich gehe es um eine Lösung für alle 24.000 Beschäftigten Pflegebereich, also auch um die Bediensteten in Altenheimen, in der mobilen Pflege und im Behindertenbereich. Dienstgeber ist hier vielfach nicht das Land, sondern der Sozialhilfeverband, also die Gemeinden.

Nicht ungelegen kommt den Verhandlern, dass in Oberösterreich im Herbst ein neuer Landtag gewählt wird. Die SPÖ stellt sich demonstrativ hinter die Pflegekräfte. "Sie haben sich bessere Arbeitsbedingungen, und eine bessere Entlohnung verdient", sagt Landeshauptmannstellvertreter Reinhold Entholzer. Österreich liege mit 7,7 Pflegekräften pro 1000 Einwohner deutlich unter dem EU-Schnitt von 8,9.

Pflege bisher ignoriert

In Salzburg sollen die Verhandlungen mit den Pflege- und Technikmitarbeitern am 18. Februar beginnen. Sie seien in der bisherigen Diskussion um die Arbeitszeitverkürzung komplett ignoriert worden, kritisiert Zentralbetriebsrätin Christine Vierhauser: "Da fühlt man sich, als wäre man weniger wichtig."

Für die rund 400 Pflegekräfte, OP-Helfer und Labormitarbeiter im Ambulanz- und Journaldienst fordern die Personalvertreter bis zu 30 Prozent mehr Grundgehalt. "Wir wollen ein ähnliches Angebot wie die Ärzte. Das ist nur fair", sagt Vierhauser. Die Zeit drängt: Die Betriebsvereinbarung, die es den Pflegekräften erlaubt, mehr als 48 Stunden zu arbeiten, läuft Ende März aus.

n den Spitälern in den steirischen Bezirken machen mehr mit, im Spital in der Landeshauptstadt weniger: Während in den Peripheriehäusern bis zu 61 Prozent der Ärzte freiwillig länger arbeiten, sind es im Klinikum Graz bloß 26 Prozent. Doch das reicht auch dort: Der Betrieb könne wie gewohnt weitergeführt werden, betont Karlheinz Tscheliessnigg, Vorstand der steirischen Krankenanstaltengesellschaft KAGES.
Allerdings fielen „an bestimmten Kliniken, wo man es guten Gewissens machen kann, einige Nachtdienste weg“, schildert der Mediziner, das gelte beispielsweise für die Rheumatologie. Außerdem setze man mehr auf Rufbereitschaft statt dauernde Anwesenheit in der Klinik.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern gab es in der Steiermark keine Probleme rund um das Arbeitszeitgesetz und die neuen Gehälter: Im Oktober einigte man sich mit dem Land, die Gehälter stiegen um rund ein Drittel.

Kein Kaltstart

Weil bereits 2013 mit den Vorarbeiten begonnen wurde, sei die Situation nie derart eskaliert wie anderswo. „Wir haben keinen Kaltstart gehabt und dieses Tal, das sich auftut und Schwierigkeiten in anderen Bundesländern erzeugt, überwunden.“
Gleichzeitig wurden die Spitalsärzte aber gebeten, freiwillig mehr Wochenstunden zu leisten, als sie eigentlich dürften. Damit sollte der Kollaps des Systems verhindert werden. Von insgesamt 2467 Medizinern machten rund 1100 mit: Die EU erlaubt bis 2021, dass die Mediziner nach wie vor 60 Wochenstunden leisten dürfen statt nur 48. Eine Abteilung der KAGES gilt allerdings noch als Sorgenkind, dort haben sich noch zu wenige Ärzte für die „Opt-out“ genannte freiwillige Verlängerung der Arbeitszeit entschieden.

150 neue Jobs

Doch diese Freiwilligkeit ist sowieso nur eine Übergangslösung. In den kommenden Jahren werden bis zu 500 zusätzliche Spitalsärzte allein der Steiermark eingestellt werden müssen. Derzeit hat die KAGES 150 Dienstposten neu ausgeschrieben. Bis sie besetzt werden können, dürfte es aber dauern. „Ausgebildete Mediziner aus dem Boden zu stampfen geht nicht“, begründet Tscheliessnigg.