Chronik/Oberösterreich

Pfeilschnell Richtung Olympia

Valentin Pfeil hat ein klares Ziel. Er möchte im kommenden Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio – sofern sie denn nach der Verschiebung stattfinden – den Marathon laufen. Anfang Dezember wird er bei einem internationalen Wettkampf in Valencia versuchen, die Qualifikation zu schaffen.

Mitten im Aufbau

„Das ist der Plan“, sagt der 32-jährige Heeressportler, „ich bin mitten im Aufbau“. Eine spezifische Marathon-Vorbereitung auf diesem Niveau dauert drei Monate. Pfeil befindet sich in Woche sechs, Halbzeit also. Zwischen 180 und 200 Kilometer spult er pro Woche rund um Steyr ab. Dazu kommen Athletik- und Krafttraining sowie Regeneration. Pfeil ist momentan Oberösterreichs bester Läufer über die Langstrecke. „Dann wird es ein bisschen dünner“, räumt Günther Weidlinger ein. Er ist seit Juni Präsident des OÖ. Leichtathletikverbands und war zu seiner aktiven Zeit erfolgreicher Mittel- und Langstreckenläufer. Den österreichischen Marathonrekord knöpfte ihm Anfang Oktober Peter Herzog (33) aus Saalfelden ab, der in London die 42,195 Kilometer in 2:10:06 Stunden lief.

Kevin Kamenschak

An sich beurteilt Weidlinger die Situation des Laufsports in Oberösterreich positiv. Hoffnung mache vor allem der Nachwuchs, jedoch eher über die Mittelstrecke und auf der Bahn. Sehr viel sei vom 16-jährigen Linzer Kevin Kamenschak zu erwarten. Er hat in seiner Altersklasse bereits drei Meistertitel erlaufen und hält die Bestmarke über 2.000 und 3.000 Meter. „Auf ihn wird man sicher schauen müssen“, ist Weidlinger überzeugt.

Aufgegeben

Leider hätten mit Paul Seyringer aus Gampern (Bez. Vöcklabruck) und Anna Baumgartner aus Marchtrenk (Bez. Wels-Land) zwei große Talente bereits in jungen Jahren den Laufsport aufgegeben. Ebenso Anita Baierl aus Kremsmünster (Bez. Kirchdorf). Sie wurde 2016 bei ihrem ersten Marathon auf Anhieb Staatsmeisterin und ist jetzt in erster Linie Mutter. Und dann ist da noch Andrea Mayr aus Gmunden (Bez. Vöcklabruck). Sie hält seit 2009 den Österreichrekord über die Marathondistanz (2:30:43), hat sich aber schon vor geraumer Zeit dem Berglauf verschrieben. Mit sechs Weltmeister- und vier Europameistertiteln ist die 41-jährige Ärztin die erfolgreichste Athletin in dieser Disziplin.

Eineinhalb Jahre in Berlin

Valentin Pfeil hat sich nach Abschluss des Veterinärstudiums voll und ganz auf den Sport konzentriert. Zuletzt lebte er eineinhalb Jahre in Berlin, wo er einer Trainingsgruppe angehörte. Vor Kurzem ist er nach Steyr zurückgekehrt. Die wegen der Corona-Pandemie weitgehend wettkampffreie Zeit hat er genutzt, um eine immer wieder aufgeschobene Operation an der Ferse vornehmen zu lassen. Und: „Die Umstände in diesem Jahr haben auch gezeigt, dass Sport nicht alles ist.“ Deshalb werde er in absehbarer Zukunft beruflich umsatteln und in die Tierklinik der Eltern in Steyr einsteigen. Zuvor möchte sich Pfeil jedoch für die Olympia qualifizieren, das Tor steht bis Frühjahr offen. Er will nun jede Wettkampf-Gelegenheit nutzen. In Valencia müsste er zumindest 2:11:30 laufen, dort liegt das Limit. Seine persönliche Bestleistung lautet 2:12:55. Eine Verbesserung um eineinhalb Minuten sei beim Marathon schaffbar, sagt er. „Ich traue mir das zu, wenn ich eine optimale Vorbereitung und einen optimalen Tag erwische.“