Chronik/Oberösterreich

Perg: Krisengebiet wurde zur starken Wirtschaftsregion

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Die vergangenen zehn Jahre waren im Bezirk Perg von der Hochwasserkatastrophe geprägt. Aus wirtschaftlicher Sicht war die Flut ein Impuls, sagt Franz Rummerstorfer von der Wirtschaftskammer. Etwa 400 Betriebe waren im August 2002 betroffen. „Viele haben die Phase des Wiederaufbaus als Chance genutzt, um sich neu aufzustellen. Der Schub hält bis heute an." Dazu komme der Machlanddamm als europaweit größte Hochwasserschutzmaßnahme, der ein Signal für Sicherheit setze. „Die Firmenansiedelungen haben sich seither positiv entwickelt. Perg ist der wirtschaftlich stärkste Bezirk des Mühlviertels", betont Rummerstorfer. Die führenden Arbeitgeber sind  die Hoch- und Tiefbau-GmbH HABAU mit 1150 Arbeitsplätzen in Perg und das Spritzguss-Unternehmen ENGEL, das seinen Bestand von etwa 1260 Beschäftigten in Schwertberg ausbauen will.

Insgesamt ist Perg seit 2002 um 2,4 Prozent gewachsen, das sind im Wanderungssaldo 1520 von derzeit insgesamt 65.626 Einwohnern, so Landesstatistiker Michael Schöfecker. Gemeinden wie Saxen und Mitterkirchen, die am stärksten vom Hochwasser betroffen waren, verzeichneten ein Minus an Einwohnern, das  anhalten werde.

In Mitterkirchen wurde eine ganze Siedlung zerstört, die sich jetzt woanders neu formiert hat. Alle 52 Häuser in Hütting, einem der ältesten Märkte Oberösterreichs, mussten abgesiedelt werden, erzählt Bürgermeister Anton Aichinger. Es entstand Neu Hütting mit 22 Einfamilienhäusern. Die Bautätigkeit nimmt weiter zu, freut sich Aichinger.

Am meisten hat die Bezirkshauptstadt vom Zuzug der vergangenen Jahre profitiert. Perg versorge als Schul- und Einkaufsstadt den gesamten Bezirk, sagt Vizebürgermeister Michael Harrucksteiner. Eine Herausforderung für die nächsten Jahre werde die Weiterentwicklung des Wirtschaftsparks unter Beteiligung aller Gemeinden (außer Mauthausen) zur Schaffung von weiteren Arbeitsplätzen sein.

Absiedelung

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Entlang der Hauptverkehrsader, der B3, ist die Entwicklung positiv, so die Landesstatistik. Grundstein für das Wachstum in Baumgartenberg seien die Absiedler aus hochwassergeschädigten Gemeinden in sichere Lagen Baumgartenbergs gewesen, sagt Bürgermeister Erwin Kastner.  „Man musste in kürzester Zeit in den Dörfern entsprechende Infrastruktur aufstellen. Es ist dadurch sehr viel Neues entstanden."

Die kleine Gemeinde Klam war mit seiner hügeligen Lage vom Hochwasser nicht betroffen und auch sonst spürte man die Folgen kaum, sagt Bürgermeister Josef Fraundorfer. Klam habe mit seiner Philosophie, eine reine Wohngemeinde zu sein, stetig Zuzügler angelockt. 15 Prozent in zehn Jahren, so der Ortschef. „Wir liegen günstig an der B3, aber abgelegen genug, um uns ein Stück der beschaulichen Dorfatmosphäre zu bewahren", ist Fraundorfer stolz.

Laut Landesstatistiker Schöfecker werden Randgemeinden an der Grenze zu Niederösterreich weiter Einwohner verlieren. Für Leopold Buchberger aus St. Georgen am Walde eine klare Sache: „Die Jungen gehen weg, weil wir hier am weitesten vom Zentralraum entfernt sind. Es gibt hier kaum Arbeitsplätze. Wir können nur versuchen uns das, was wir haben, zu erhalten, aber die Abwanderung kann man kaum aufhalten."

In Dimbach sei die Entwicklung schleichend vorangeschritten, so Bürgermeister Josef Wiesinger. Investitionen in die Erschließung von Baugründen hätten bisher wenig geholfen. Er setzt auf den Nachwuchs: „Es gibt hier erfreulicherweise noch viele Kinder. Wir müssen uns bemühen, Jungfamilien in unserer schönen Gemeinde zu halten."

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